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nr. 6 ‘Die verzauberte Königstochter oder der Zauberturm’ weckt ein Prinz die Schlafende und löst die Aufgaben der Hexe mit Hilfe dankbarer Tiere (vgl. unten nr. 62).

Perraults Erzählung ward wiederholt ins Deutsche und Englische übertragen und liegt einem schwedischen Volksbuche zugrunde: ‘Saga om den sköna Prinsessan i sofwande Skogen’ (Stockholm 1788. – Bäckström 3, 15).

Der älteren, bei Basile, im Perceforest und im katalatanischen Gedicht vorliegenden Fassung, in der die Heldin im Schlafe umarmt wird und erst nach der Geburt der Kinder erwacht, folgen die neueren italienischen Aufzeichnungen bei Imbriani, Novellaja fiorentina ² p. 232 nr. 18 ‘Il re che andava a caccia’ (eine neidische Hexe stößt der Heldin Rosa eine Schlafnadel in den Kopf; ihre Kinder heißen Fiore und Candida: daheim seufzt der König sehnsüchtig: ‘Rosa, Fiore e Candida, tu m’ hai trafitta l’ anima; Candida, Rosa e Fiore, tu m’ hai trafitto il core’. So errät die Mutter sein Geheimnis und stellt der Schwiegertochter und den Enkeln nach); de Nino 3, 248 nr. 49 ‘Milo, Piro e Laura’ (Weissagung von dem Spindelstich); Finamore, Archivio 3, 547 ‘La resta nel dito’ (Weissagung, Flachsfaser); Gonzenbach nr. 3 ‘Maruzzedda’, zweite Hälfte (der König erweckt die Heldin, indem er ihr den von den neidischen Schwestern geschickten Hut abnimmt; die Schwieger will die drei Kinder und sie selber töten) und nr. 3 ‘Von der schönen Anna’, zweite Hälfte (beim Kuß des Königssohn springt die giftige Beere aus dem Halse; die Kinder heißen Sonne und Mond); Pitrè, Fiabe sicil. 2, 46 nr. 58 ‘Suli, Perna e Anna’ (Weissagung vom Spindelstich, Einschließung unter der Erde; die Kinder heißen Sonne und Perle). – Maltesisch bei Stumme nr. 2 ‘Die Prinzessin, welche hundert Jahre schlief, und dann heiratete und zwei Kinder gebar namens Sonne und Mond’ (ganz wie Basile) und nr. 23 ‘Sonne und Mond’ (nur die Verfolgungen durch die Schwieger). – Portugiesisch bei Braga nr. 4 ‘A saia de esquilhas’ (Spindelstich; drei Kinder Cravo, Rosa, Jasmim; Kleid mit Glöckchen wie bei Gonzenbach nr. 4 und Zs. f. Volksk. 6, 60; der Fürst seufzt: ‘Ai de mim, Cravo, Rosa e Jasmim’). – Ein arabisches Märchen bei Spitta-Bey nr. 8 ‘Histoire du prince amoureux’ = Basset, Afrique p. 95 berichtet von der schönen Sittukan, deren Mutter sich ein Kind gewünscht hatte, sollte es auch am Geruche des Flachses sterben; wie sie spinnen lernen wollte, geriet ihr eine Flachsfaser unter den Nagel, sie sank in einen Zauberschlaf

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_438.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)