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dem brandenburgischen bei Kuhn S. 282 vor, die bereits oben S. 228f. angeführt wurden. – In einer dänischen Erzählung (Skattegraveren 11, 165) ‘Kong Lindorms dronning’ schließt sich an die Entzauberung des Schlangenbräutigams (R. Köhler 1, 318. Olrik, Danske Studier 1, 1) die Verleumdung seiner Gattin durch die Schwieger wie in unserm Märchen, und dann erlöst die verstoßene Königin drei Schwanjünglinge, indem sie drei Tage lang schweigt und drei Hemden für sie näht. Das schwedische Volksbuch ‘De sex swanorna eller Den ädelmodiga systern’ (Stockholm 1824. Bäckström 2, 124–131) ist aus Grimms Märchen übersetzt. Färöisch bei Jacobsen S. 417 nr. 44 ‘Die sieben Schwäne’ (Stiefmutter verwandelt die Knaben; stimmt zur Grimmschen Fassung). – Irisch bei Larminie S. 179 ‘Gilla of the enchantement’ (Stiefmutter läßt die drei Brüder töten; die Schwester belebt sie wieder, aber sie werden Fisch-Ottern, dann Tauben, dann Raben und zuletzt durch drei Hemden von Efeublättern wieder Menschen. Wie bei Kennedy 1870 p. 14 entfällt der zum Tode verurteilten Schwester kurz vor der Entzauberung eine Träne). Knortz 1886 nr. 52 ‘Lirs Kinder’ (in Schwäne verwandelt von der Stiefmutter, keine Erlösung durch eine Schwester). Viele Besonderheiten hat eine bretonische Überlieferung bei Luzel 3, 167 ‘Les neuf frères métamorphosés en moutons et leur soeur’. Eine Hexe verlangt, einer der neun Brüder solle sie ehelichen, und verwandelt sie in Schafe; die Schwester nimmt diese mit in das Schloß des Edelmanns, der sie zur Gattin erwählt hat, wird aber, wie in dem oben S. 73 zu nr. 9 angeführten italienischen Märchen bei Comparetti nr. 47, durch die Tochter jener Hexe in einen Brunnen gestürzt. Die Entzauberung der Brüder findet nicht auf die gewöhnliche Weise statt, sondern in der Kirche bei der Taufe ihres Neffen. – Italienisch bei Coronedi-Berti nr. 19 ‘La maledizione di sèt fiù’ (Propugnatore 9, 2, 257); hier darf die Schwester sieben Jahre, sieben Monate, sieben Wochen, sieben Tage, sieben Stunden und sieben Minuten nicht sprechen[1]. Aus Istrien bei Ive, Archivio 19, 194 ‘I tre corvi’; die Schwester


  1. Über diese märchenhafte Zeitbestimmung durch gleiche Zahl von Jahren, Monaten, Wochen vgl. R. Köhler zu Sarnellis Posilecheata 1885 S. 168 und Kl. Schriften 1, 6. Dazu Abr. a S. Clara, Judas 1, 185 (1752: 80 Jahr, 8 Monat usw.). Seifart, Sagen von Hildesheim 2, 72 (9 Monate, 9 Wochen, 9 Tage). Artin-Pacha p. 71 (3 Jahre, 3 Stunden, 3 Minuten).
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_431.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)