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Sohnes aus dem Wasser sammelt (Schiefner 1852 S. 78). In der jüngeren Edda (Gylfaginning c. 44; Gering, Edda S. 334; v. d. Leyen 1899 S. 40; Laistner, Rätsel der Sphinx 1, 83; Clouston 2, 407; v. Sydow, Danske Studier 1910, 65 ‘Tors färd till Utgård’) läßt Thor, der mit Loki beim Bauern einkehrt, die Knochen der geschlachteten und verzehrten Böcke auf den Fellen zusammenlegen und belebt sie mit seinem Hammer, doch weil Thialfi einen Schenkelknochen gespalten hat, lahmt ein Bock. Das lange Fortleben dieser Erzählung, die auch in der Legende vom h. Germanus (Nennius, Historia Britonum p. 48 ed. San Marte. Acta Sanctorum Julii 7, 283. Jac. a Voragine, Legenda aurea c. 107) eine alte Parallele hat, zeigen die Nachweise bei R. Köhler 1, 259. 273. 586 und bei v. Sydow; vgl. noch Vonbun, Sagen Vorarlbergs 1858 nr. 35. Schweizer Archiv 5, 289. 301. Jegerlehner, Sagen aus dem Unterwallis 1909 S. 171. 172. Heyl, Volkssagen aus Tirol 1897 S. 435. 676 (Hexe gebraten, hölzerne Rippe eingesetzt). Reiser, Allgäu 1, 55 nr. 40–41. Bünker S. 79 nr. 38. Kbl. f. nd. Sprachforschung 22, 11 = Busch S. 114. Sébillot, Folklore de France 2, 393. 3, 154. 160. Wesselski, Nasreddin 1, XXIV (serbisch). Etnograf. Zbirnyk 30, 113 nr. 54 (ein büßender Priester pfeift einem Vogel, tötet, brät und verzehrt ihn; die aus dem Fenster geworfenen Federn und Knochen werden wieder zum Vogel). Etnograf. Obozr. 45, 174 nr. 3 (armenisch; eine Rippe des von den Waldgeistern verzehrten Stiers durch einen Nußbaumzweig ersetzt). Sbornik Kavkaz. 12, 84 (kabardinische Polyphemsage; der Riese speit auf die Knochen der acht gefressenen Brüder); 27, 3, 63 nr. 7 (ossetisch; der h. Awsaty bewirtet Gäste mit Hirschfleisch); 32, 2, 16 (tatarisch; der gebratene Hirsch wird wieder lebendig, als der Jäger ‘Bismillah’ sagt). Boas, Indianische Sagen 1895 S. 358 nr. 97. In der Negersage [vor 1822] lernt Nanni von der Mutter das Fleisch eines jungen Huhns essen und Federn und Knochen wieder zusammensetzen. – Die Strafe eines vor der Tür aufs Haupt fallenden Mühlsteins kennt schon die Edda in der Erzählung von den beiden Zwergen Fjalar und Galar (Bragarœður bei Simrock, Edda 1864 S. 331; anders der junge Riese, unten nr. 90); vgl. J. Grimm, Rechtsaltertümer ⁴ 2, 277. Liebrecht, Zur Volkskunde S. 298.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_423.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)