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Zwie zwei, meine Mutter ist a znichts Weib,
Meine Mutter hat mich abgschlagen,
Meine Schwester hat mich nausgtragen,
Mein Vater hat die Beinlein abgnagen.
Zwie zwei, meine Mutter ist a znichts Weib.

Hier wird die Mörderin, wie sie die Vögel verscheuchen will, von der schweren Stubentür erschlagen. – Aus der Oberpfalz bei Panzer 2, 169. In einer Variante ebd. 2, 170 ists kein Knabe, sondern ein Mädchen, das von der Stiefmutter erschlagen wird:

Meine Mutter mich schlug, mein Vater mich aß,
Mein klein Schwesterlein band zusammen die Bein,
Tat sie in eine Binde, grub sie unter die Linde;
Daraus ward ich kleines Waldvögelein.

Aus Waldeck bei Curtze S. 42 nr. 7 ‘Das Vögelchen’:

Meine Mutter hat mich tot geschlagen,
Meine Schwester in den Berg [!] getragen,
Mein Vater hat mich gegessen;
Bin doch noch da, bin doch noch da!

Aus dem Kreise Höxter bei Firmenich 1, 311 ‘Heinrich un Marleineke’:

Min Mutter, dei mi slacht,
Min Vatter, dei mi att,
Min Swäster dei Marleineke
Namm olle mine Beineke,
Bund se innen seiden Dauk
Un grauf se undern Machollerbam.

Aus dem Anhaltischen ebd. 2, 226 ‘Vom armen Christiänchen’:

Meine Schwester Leenechen
Bindt mich meine Beenechen
Mit ann seiden Fädechen
Widde widde widd,
Was vorr an schön Völichen bin ich!

Aus Schlesien bei F. v. Arnim 1844 S. 39 nr. 7 ‘Von dem Fleischer, dessen Sohn zu einem Sperling wird’:

Schwinderlind, Schwinderlind
Ich bin Meister Fleischers sein klein Kind.
Meine Schwester Lehnel
Band mir meine Behnel
In ein seiden Tüchlein. …

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_415.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)