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Gagausisch in Bessarabien bei Radloff 10, 142 nr. 79 (G H²); 10, 143 nr. 80 (der Kleine entsteht aus dem Bauchwind wie im Polnischen und Russischen; G.) – Armenisch aus Siebenbürgen: Wlislocki 1892 S. 43 nr. 17 ‘Das Haselnußkind’.

Kalmückisch bei Ramstedt 1, 69 nr. 14 (aus einem ausgerissenen Ziegenschwanz; stiehlt Kuh, vom Kamel und Wolf verschluckt, verwandelt sich in einen Wetzstein). – Kirghisisch: Etnograf. Obozr. 83, 90 (eine achtzigjährige Frau gebiert vierzig Hammelohren; ‘sie glichen nicht den Menschen, aber sprachen, gingen und aßen wie Menschen’; alle wurden bis auf eins vom Mann erschlagen. B G H¹; Kamel, Wolf). – Indisch: Bompas p. 189 nr. 62 ‘Spanling’ (im Büffelkot vergraben; dann Unibos). – Eine gedruckte arabische Übersetzung des englischen Tom Thumb, ‘Die schöne Erfindung von der fingergroßen Person’, Kairo o. J. führt M. Hartmann, Zs. f. Volkskunde 6, 272 an; vgl. Hazlitt, Remains 4, 365. – Kabylisch bei Rivière S. 9 ‘Ali g icher’ (A F¹ H²). Entstellt bei Socin u. Stumme, Houwāra nr. 7 ‘Halblorber’, Stumme, Schluh von Tazerwalt nr. 6 ‘Muhammed Schaflorber’ (kriecht aus Bosheit hinten in eine Kuh und schreit) und in einer Temnefabel bei Schlenker 1861 S. 44 = Bleek 1870 S. 104 (die Spinne schlüpft mit Taba in eine Kuh, um sie zu töten, und ruft). Edwards, Bahama songs and stories 1895 S. 97 nr. 37 ‘Gres-Grass an’ Hop-o’ my-thumb’. Auch in der neuaramäischen Erzählung vom Schädelkinde bei Lidzbarski S. 217 kehrt der Zug wieder, daß das wunderbar entstandene Kind alsbald dem Onkel das Essen aufs Feld trägt und sich von ihm an einen Kadi verkaufen läßt. Im armenischen Märchen vom Haselnußkinde (Wlislocki S. 43 nr. 17) kriecht dieses unter den Sattel des Pferdes, um den Kamm von der Tante zu holen, und bringt dem Vater das gestohlene Pferd samt dem Diebe zurück.

Unter den Abenteuern des Däumlings ist das verbreitetste sein Aufenthalt im Bauche der Kuh, auf den auch die Redensart in Paulis Schimpf und Ernst 1522 cap. 263 ‘Es ist noch als finster als in einer Ků’[1] hindeutet, nicht aber das Lenken des Pferdes oder Ochsen von dessen Ohr aus, worin G. Paris den Ursprung des ganzen Märchens sucht. In seiner scharfsinnigen Abhandlung ‘Le petit poucet et la grande ourse’ (1875; zuerst in den Mémoires de la soc.


  1. Ebenso ‘kuhfinster’ im DWb 5, 2554 und in Schmellers Bayr. Wtb. ² 1, 1214; das nicht aus Kuh = bischöfliches Gefängnis (Schmeller 1, 1215) zu erklären ist.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_395.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)