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45. Des Schneiders Daumerling Wanderschaft. 1856 S. 71.

1812 nr. 45: von Marie im Wildschen Hause zu Kassel, 1819 erweitert, nach Erzählungen aus den Maingegenden, dem Hessischen und Paderbörnischen, die sich gegenseitig ergänzen.

Eine andre Verbindung der einzelnen Abenteuer enthält das Märchen vom Daumesdick (nr. 37). Wir stellen sie zur Übersicht zusammen: A. Dem Bauernpaar, das sich dringend ein Kind wünscht, sei es noch so klein, wird Daumesdick geboren. – B. Dieser lenkt im Ohre des Pferdes den Wagen. – C. Er läßt sich an fremde Männer verkaufen und entläuft diesen.[1]D. Er wird vom Dampf der Speisen zum Schornstein hinausgetragen. – E. Er neckt die Schneidersfrau. – F¹. Er hilft Dieben die Schatzkammer bestehlen; er vereitelt den Diebstahl, indem er laut schreit. – G. Er gerät in den Magen einer Kuh, die dann geschlachtet wird. – H¹. Er überredet den Fuchs, der ihn verschlungen, ihn seinem Vater zu bringen und dafür dessen Hühner zu fressen; er rät dem Wolf, der ihn gefressen, in seines Vaters Speisekammer einzudringen, und ruft dann um Hilfe. – Nr. 45 besteht aus den Motiven D E F¹ G H¹, nr. 37 aus A B C F² G H². Das Abenteuer Däumlings und seiner Brüder beim Menschenfresser, der statt ihrer seine Tochter schlachtet und den Entflohenen in Zauberstiefeln nachsetzt, ist oben S. 124 zu nr. 15 besprochen.

Aus Tirol bei Heyl, Volkssagen 1897 S. 80 ‘Der Daumenhansl’ (G); aus Bayern in Schmellers Wörterbuch ² 1, 508 ‘Hans Däumeling’ (im Ohr des Ackergauls) und bei H. v. Lang, Memoiren 1, 45; aus Schwaben bei Fischer, Schwäb. Wörterbuch 2, 115 ‘Daumennickelein, Hans Däumerling, Dümmling’ und Birlinger, Volkstümliches 1, 354 nr. 582 ‘Der Däumling’ (A B C F G H); aus dem Harz bei Pröhle, KVM. nr. 39 ‘Daumgroß’ (F); aus Westfalen bei Woeste 1848 S. 36 = Firmenich 3, 271 ‘Vom Däumling’ (A B C F G H); aus Oldenburg bei Strackerjan ² 2, 476 nr. 629; aus Holstein bei Wisser 1, 56 nr. 11 ‘Hans Dünk’ (aus einem in die Ofenröhre gelegten Handschuh. B C F² G H¹); aus Mecklenburg bei Bartsch 2, 478 nr. 39 ‘Dümling’ (A B C F² G H¹); aus Pommern in den Blättern f. pomm. Volkskunde 2, 76 ‘Der Dümling’ (A B G H²) und 3, 127 (G).


  1. Ähnlich unten nr. 68 ‘De Gaudeif un sien Meester’.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_389.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)