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In einer Variante (Chavannes 1905 nr. 30 = 500 contes 3, 267 nr. 477) schenkt der Himmelsgott einem frommen Ehepaare statt des erflehten Sohnes unerschöpfliche Gefäße voll Reis, Honig und Juwelen und zur Verteidigung einen Stock mit sieben Knoten. Entfernter stehn andre Erzählungen von ähnlichen Wunschdingen, die ihrem Besitzer Speisen, Geld, Soldaten und Schmuck in Fülle liefern, wie in dem verzauberten Throne Vikramâdityas (Féer, Contes indiens nr. 3. 19. 20), bei Cāritrasundara, Mahipālacarita S. 40. 50. 59, im Jātaka nr. 186 (Cowell 2, 69), wo der Besitzer eines Flugkraft verleihenden Talismans von den Brüdern eine Zauberaxt, Trommel und Milchschüssel dafür eintauscht und ihnen jenen Talisman wieder raubt. – Mongolisch im Siddhi-Kür nr. 14 ‘Die Knotennase’ (Jülg, 1868 S. 3. Sack mit Hammer; reicher Bruder). – In einem Märchen der Tagalogs auf den Philippinen ‘The adventures of Juan’ (Journal of american folk-lore 20, 106) erhält ein Dummling von einem Zauberbaume, den er umzuhauen droht, eine Geldziege, ein wunderbares Fischnetz, Reistopf, Löffel, und als ihm diese Kleinode entwendet sind, einen Knüttel.

Berberisch bei Basset 2, 93 nr. 102 = Contes d’ Afrique p. 30 nr. 11 ‘Les deux frères, la marmite et le bâton’ mit Anm. (der Holzhauer nimmt dem reichen Bruder den vom Brustbeerbaum geschenkten Wunderkessel mit Hilfe eines Zauberstockes ab). Stumme, Schluh von Tázerwalt S. 73 nr. 2 ‘Der Holzhauer’. Socin-Stumme, Houwāra S. 89 nr. 3. – Von den Aschantis in Petermanns Mitteilungen 1856, 467 (Anansé holt Speisentopf und Peitsche). Frobenius S. 262 ‘Tischlein deck dich’ (Spinne erhält Löffel, Mörserkeule, Peitsche). Mansfeld S. 229 nr. 16 (Trommel liefert Speise, eine andere Prügel). Dayrell nr. 4 ‘The king’s magic drum’. Monteil p. 57 ‘L’hyene’ (Töpfchen, Säbel). In einem Kaffernmärchen bei Theal p. 158 ist die Vertauschung und Wiedergewinnung der Hörner in den Kreis von Einäuglein (unten nr. 130) eingeflochten. – In Brasilien bei Santa Anna Nery p. 226 (Tischtuch, Ziege, Stock) und Roméro nr. 41 ‘O preguiçoso’ (Tuch, Ziege, Stock). – In Nordgrönland bei Thalbitzer p. 285 nr. 8 ‘The simpleton’ (Ostwind gibt Tischtuch, Schere, Lamm, Hammer. Meerweib getötet).

Den ganzen Märchenkreis vom Empfang, Verlust und von der Wiedergewinnung der Zaubergaben, zu dem auch nr. 54 (Ranzen, Hütlein und Hörnlein) und 103 (Vom süßen Brei) gehören, hat Aarne im Journal de la soc. finno-ougrienne 27, 1–96 (1909) sorgfältig untersucht.[1]


Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_360.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)