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das Korn, Ihr Leute?’ – ‘Dem Herrn Grafen.’ – ‘Ei, Herr Graf, große, schöne Ländereien.’ – Darauf zu dem Wald. ‘Wem gehört das Holz, ihr Leute?’ – ‘Dem Herrn Grafen.’ – Der König verwunderte sich noch mehr und sagte: ‘Ihr müßt ein reicher Mann sein, Herr Graf, ich glaube nicht, daß ich einen so prächtigen Wald in meinem ganzen Reiche habe.’

Endlich kamen sie an das Schloß. Der Kater stand oben an der Treppe, und als der Wagen unten hielt, sprang er herab, machte die Türe auf und sagte: ‘Herr König, Ihr gelangt hier in das Schloß meines Herrn, des Grafen, den diese Ehre für sein Lebtag glücklich machen wird.’ Der König stieg aus und verwunderte sich über das prächtige Gebäude, das fast größer und schöner war als sein Schloß. Der Graf aber führte die Prinzessin die Treppe hinauf in den Saal, der ganz von Gold und Edelsteinen flimmerte.

Da ward die Prinzessin mit dem Grafen versprochen; und als der König starb, ward er König, der gestiefelte Kater aber erster Minister.

Von Jeanette Hassenpflug zu Kassel im Herbst 1812. In der 2. Auflage ausgeschlossen wegen der offenbaren Abhängigkeit von Perraults ‘Chat botté’, der in gedruckten deutschen Übersetzungen verbreitet war, die den Grafen Carabas, d. h. einen vornehmen, im Wagen (char à banc) fahrenden Herrn, in einen Sabarak umdrehten.

Die ältesten Fassungen des Märchens sind zusammengestellt von einem Anonymus: Das Märchen vom gestiefelten Kater, in den Bearbeitungen von Straparola, Basile, Perrault und Ludwig Tieck, mit zwölf Radierungen von Otto Speckter (Leipzig 1843). Ralston, Puss in boots (The nineteenth century 13, 88–104. 1883). Polívka, Le chat botté (Sofia 1900. Aus dem bulgarischen Sbornik za narodni umotverenija Bd. 16–17. 1900). Macculloch, The childhood of fiction 1905 p. 225 ‘Puss in boots’.

Straparolas Erzählung von Constantino (11, nr. 1) = Crane p. 348 ist zwar, wie J. Grimm in der Vorrede zu Liebrechts Verdeutschung des Pentamerone (1, XVI–XXII. 1846) bemerkt, die älteste, aber doch die dürftigste Fassung. Eine arme Witwe hinterläßt für ihre drei Söhne Backtrog, Brotkorb, Katze. Diese, dem jüngsten Sohne zugefallen, fängt Hasen und trägt sie dem König hin, ladet ihren Herrn ein und wirft ihn ins Wasser, als wäre er ertrunken, damit ihn der König bekleiden lasse; sobald aber die Hochzeit gefeiert ist und der König Land und Leute des Schwiegersohns sehen will, läuft sie eilends voraus, um unterwegs Reiter, Hirten und Schloßleute zu bedrohen, daß sie sich für Constantinos Dienerschaft ausgeben; und

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_329.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)