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zu Schrauben, das Goldhaar zu Saiten[1] und geht zum Hochzeitshause. Da ertönen aus seiner Harfe die Worte:

‘Der Bräutigam war mein Verlobter so traut,
Mein rotes Goldband trägt die Braut;
Meine Schwester stieß mich ins Meer hinab.’

Und entsetzt wagt die Verbrecherin ihre Untat nicht mehr zu leugnen. So berichtet die eine schwedische Fassung,[2] von der die norwegischen, dänischen, färöischen und isländischen[3] Versionen nicht wesentlich abweichen; nur reizt in der färöischen die jüngere Schwester die andere durch eine unbesonnene Bemerkung:

‘Und ob du dich wäschest Tag und Nacht,
Du wirst nicht weißer, als Gott dich gemacht.’

Und das Ende der Mörderin erfährt bisweilen weitere Ausmalung.


  1. Man fertigte einst wirklich die Harfensaiten aus Frauenhaar (Michelet, Origines du droit français 1890 p. 134).
  2. Geijer-Afzelius, Svenska folkvisor 1880 nr. 16, 2 ‘De två systrarna’; verdeutscht von Uhland (Schriften 7, 413), Mohnike (Volkslieder der Schweden 1830 nr. 9), Warrens (Schwedische Volkslieder 1857 nr. 34, 1). Hoffmann von Fallersleben (Alemannische Lieder ⁵ 1843 S. 70 = Erlach, Volkslieder 4, 397 = Schnezler, Badisches Sagenbuch 1, 184).
  3. Schwedisch: Geijer-Afzelius nr. 16, 1 ‘Den underbara harpan’. Arwidsson, Svenska fornsånger 2, 139 nr. 99 (Schluß entstellt). Wigström, Skånska visor 1880 p. 4 = Folkdiktning 1, 19 nr. 7. Bidrag till Södermanlands kulturhistoria 6, 33. Lagus, Nyländska folkvisor 1, 27 nr. 7. Vgl. Mohnike 1830 nr. 8. Warrens 1857 nr. 34, 2. Lobedanz, Album nordgerman. Dichtung 1868 1, 336. Vogl, Balladen 1853 S. 691. Entstellt bei Studach, Schwedische Volksharfe 1826 S. 76 ‘Der rächende Nix’. – Norwegisch bei Landstad, Norske folkeviser 1853 S. 480 nr. 53 ‘Dei tvo systar’. Lindeman, Fjeldmelodier 1, nr. 14. Roß, Norske viser ³ 1869 S. 114 ‘Horpaa’. – Dänisch: Grundtvig, Danmarks gamle Folkeviser 2, 507 nr. 95 ‘Den talende Strængeleg’; vgl. 3, 877. Kristensen, Jyske folkeminder 1, 253. 10, 68. 375. Skattegraveren 4, 161. – Färöisch bei Hammershaimb, Færösk Anthologi nr. 7 ‘Hörpu-ríma’. Geljer-Afzelius 2, 69 = Firmenich 3, 830. Deutsch bei Mohnike 1830 S. 194 und Warrens, Schwedische Volkslieder S. 294; Norweg. Volkslieder 1866 S. 205. Französisch von Marmier, spanisch von Milá (vgl. W. Grimm, ZfdA. 11, 212 = Kl. Schriften 4, 357. R. Köhler, ZfdA. 23, 88). – Isländisch bei Grundtvig-Sigurdsson, Íslenzk fornkvæði nr. 13a, verdeutscht von Willatzen, Altisländische Volksballaden 1865 S. 59.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_271.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)