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Berger très dous,
Juwez tont douzément!
C’était mon frère qui m’a tuwée
Dedans ces grands bois
Pour la ros’ de saint’ Ernelle
Que j’avais trouvée
Dedans ces grands bois.

Ähnlich Gittée-Lemoine p. 128 ‘La fleur qui chante’ (Rose). Monseur, Bull. 3, 37 ‘Le grain d’ or’ (die weiße Grabesblume singt, als die Mutter sie pflückt). Ebd. 1, 45 ‘Les trois pepins d’ orange’. 1, 47 ‘La jufernelle’ (Eschenzweig). 1, 45 ‘La fleur de sainte Hélène’ (Knochen vom Vater gefunden). 1, 89 ‘La boîte éternelle’ (Knochen). 1, 49 ‘Le sifflet qui chante’ (die vergessene Pfeife des Mörders. In dem Lütticher Puppenspiele ‘La fleur de la ste Hélène’ fällt dem Schäfer seine Flöte in die Blutlache). In ‘Le bouquet d’éternelles’ ebd. 1, 48 singt die vergrabene Schwester selber und wird gerettet, wie in der friesischen, einer vlämischen und einer andern wallonischen Fassung (Bull. 2, 247. 3, 37).

Mehrere französische Fassungen stimmen ganz zu den wallonischen und vlämischen, insofern ein Mädchen um einer Blume[1] willen vom Bruder erschlagen wird. Aus Maine in Revue des trad. pop. 5, 178 ‘La rose d’or’ (Knochen vom Schäfer gefunden). Aus der Picardie bei Carnoy, Litt. orale p. 236 ‘Le sifflet qui chante’ (ebenso). Aus Poitou Revue 4, 463 = Pineau, Contes du Poitou p. 81 ‘Le petit doigt qui parle’ (Fingerknochen singt im Maule des Schweins). Semaine des familles 8, 709 ‘La rose de campanelle’ (1865–66. Romania 6, 565. Wie Pineau). Sébillot, Litt. orale p. 226 ‘Le sifflet qui parle’ (Mörder sind hier die beiden älteren Schwestern). A. Sylvestre, ‘La rose d’Hoël’ in Joyeusetés de la semaine nr. 168, 15. août 1891 (Bull. 1, 98. Wie bei Sébillot). Umgekehrt tötet in einer Erzählung aus Haute-Bresse ‘Les roseaux qui chantent’ (Revue des trad. 2, 365) die Schwester den Bruder. Bei Thuriet, Traditions populaires du Doubs 1891 p. 25 nr. 13 ‘La flûte accusatrice’ singt die Flöte des erschlagenen Knaben nachts von selber: ‘Bruder und Schwester haben mich ermordet um meiner Flöte willen und mich in den Graben unter der Pappel geworfen’; wie sie dem Leichnam an den Mund gesetzt wird, wird dieser wieder lebendig. Sonst aber sind es wie im Deutschen drei oder zwei Königssöhne, die dem Vater ein Heilmittel oder ein Kleinod holen sollen; der jüngste findet es, wird aber von den älteren Brüdern


  1. Über die verschiedenen Namen der Wunderblume vgl. Monseur, Bulletin 1, 133.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)