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sich im Waldhause gegen den Wolf; als dieser aber den kalten Nordwind zu Hilfe ruft, flüchten sie zu den Menschen und sind bis heut bei ihnen geblieben). Zbiór wiadom. 18, 242 nr. 3 (Hahn, Henne, Kranich, Widder, Ochs: Wölfe). – Ungarisch bei Kálmány, Szeged népe 1, 150 ‘Die Räuberherberge’ (Gans, Nadel, Ei, Krebs, Katze, Rabe, Fohlen, Ochs stürmen diese). Arany, Eredeti népmesék S. 273. – Finnisch: Salmelainen 3, 47 nr. 3 = Schreck S. 224 ‘Die Tiere und der Teufel’ (Katze, Hahn, Ochse, Wolf, Bär, Hase, Hund: Teufel). Salmelainen 3, nr. 8 = Schreck S. 201 (Ziege und Widder erschrecken den Wolf durch einen Wolfskopf; der Widder fällt vom Baume auf die Schar der Wölfe). Aarnes Register nr. 125. 130. – In einer mordwinischen Fassung aus dem Gouv. Simbirsk im Journal de la soc. finno-ougrienne 12, 117 nr. 9 erbaut der Ochse, dem Schlachtmesser entronnen, ein Waldhaus, nimmt darin im Winter den gleichfalls geflohenen Hammel, Gans, Ente und Hahn auf; den Wolf empfangen sie mit Schlägen und Bissen. Ganz gleich bei Anikin S. 42 nr. 5. Anderes bei Dähnhardt 4, 2, 210⁵.

In einem Tiermärchen der christlichen Syrer Mesopotamiens bei Prym und Socin, Der neuaramäische Dialekt des Tûr-’Abdîn 2, 301f. (in nr. 72) führt der Fuchs, der mit dem Marder eine Wallfahrt unternimmt, seine Gefährten Ziege, Widder, Hase und Hahn in ein Steinhaus und verrät sie an vier Wölfe, die sie verzehren, ohne dem Fuchs etwas abzugeben. Auch in der ebd. 2, 306 nr. 73 erzählten Wanderung der Tiere werden Widder, Hase und Hahn vom Fuchs getötet und gefressen. Ähnlich bei Prym-Socin, Kurdische Sammlungen 1887 1, 11 nr. 3 ‘Die Wallfahrt der Tiere’. Vgl. oben S. 77, Anm. – Verwandt ist endlich ein Märchen der Bataks auf Sumatra bei Pleyte, Bataksche Vertellingen 1894 S. 102 nr. 13 (aus van der Tuuk, Bataksch Leesboek 4, 100), dessen Helden nicht Tiere, sondern Menschen sind. Der gefräßige Tagan Dori wandert, nachdem er Hab und Gut verschwendet, mit Frau und Kind in ein Spukhaus. Als nachts die Geister kommen, schaut er vom Söller ihrem Schmause zu, bis er herabstürzt. Erschrocken fliehen die Geister, senden aber einen Tiger, Affen, Bären, Eber, Antilope, Hirsch und Ferkel in die Hütte. Auf den Rat eines Vogels hat inzwischen Tagan Dori Frau und Kind in einer Grube und sich selber im Reismörser versteckt, sodaß die Tiere nichts finden. Als aber der Affe dem Mörser naht, reißt Tagan Dori ihm den Schwanz aus.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_254.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)