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Ich tat aber, wie ich sonst pflag,
Wenn ich beim Hund gefangen lag,
Und stellt mich nicht zur Gegenwehr,
Gedacht: Deinthalb komm ich nicht her,

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Und sprang damit zur Küch hinein,

Vermeint daselbst sicher zu sein.
Der Küchnjung abr lag auf dem Herd
Und blieb für mir gar unverfährt,
Wollt Feur und Licht anblasen rasch,

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Und blies mir ins Gesicht die Asch,

Schlug mir die Nägel in die Augen,
Wusch mir das Haupt mit solcher Laugen,
Daß mir das Sehen schier verging
Und ich irr zu kriechen anfing,

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Kam in den Stall, eilet zur Pfort,

Der Stallbruder erwachet fort,
Hub an zu schnauben und zu blasen,
Als hätt er eines Leuen Nasen,
Faßt mich mit der Gabel gewiß,

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Gab mir damit einen scharfen Riß

Und warf mich hin ins Jungen Lager,
Da kam ich erst zum bösen Schwager.
Der plumper, tölpscher, loser Fischer,
Der grobianscher Stiegelwischer

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In dem blinden Lärmen unfug

Zu mir mit der Kratzbürst einschlug,
Eben als wenns ein Pritschholz wär.
Er traf gewiß und leiden schwer,
Daß ich zum Stallknecht fiel hernieder,

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Der faßt mich mit der Gabel wieder

Und warf mich über sich herunter;
Daß ich leben blieb, hat mich Wunder.
Ich lag da mehr denn halber tot,
Bat um Gnad, klaget meine Not;

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Aber sie ließen mir kein Ruh,

Traten mit Füßen auf mich zu,
Bis ich zuletzt mich noch erholt
Und nach dem Tor hinlaufen wollt.
Da war der ein Wächter erwacht,

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Rief vom Söller mit aller Macht:

‘Wacht, wacht, wacht auf, wacht auf, wacht auf!’
Ich gdacht: ‘Lauf, o mein Kerle, lauf!’

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_245.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)