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Wider sie den Krieg vorgenommen.

Es ging zwar, wie man sagt vor Jahren
Und sie nun mußten auch erfahren,
Wenn ein Schrecken kömmt unversehens,
So gilt es fliehens und nicht stehens.

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Wenn ein Schrecken befällt die Helde,

So fleugt Mut und Mann aus dem Felde;
Wie mutig er zuvor auch war,
So ist er denn verzaget gar.
Dennoch wär es im ganzen Lande

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Ihnen nachzusagen ein Schande,

Daß sie wärn großmächtige Herrn,
Leun, Leoparden, Wolf und Bärn,
Wußten nicht, wer sie heimgesocht,
Aus ihrer Wohnung ausgepocht.

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Und ward für ratsam angesehen,

Der Wolf sollt bei Nacht schleichen gehen,
Ins Haus horchen, gründlich erfahren,
Was ihre Feind für Leute waren,
Weil er gewandert wie ein Hund

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Und derhalben viel Sprachen kunnt.

     Als der abr kam am Morgen wieder
Und sich für Schrecken leget nieder,
Kamen sie all zu ihm angehen
Und häufig um ihn herum stehen,

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Fragten, wie er die Sach geworben.

Er sprach: ‘Ich war beinah gestorben,
So freundlich ward ich da empfangen;
Zur Unzeit war ich ausgegangen.
Sie spielten abr also mit mir,

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Daß ich nun glaub, es sind Manntier

Oder ja Feldteufel mit unter;
Mir widerfuhr nie größer Wunder.
Ich kam dahin um Mitternacht,
Da jeder schlief und niemand wacht,

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Allein der Hund lag für dem Tor,

Reckt seine Ohren hoch empor
Und bellt, als wollt er töricht werden,
Fiel mich an mit rauhen Gebärden,
Daß ihm mein Haar beklebt im Munde

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Und ich bekam am Hals ein Wunde.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)