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‘Na, watt will se denn?’ sed de Butt. ‘Ach,’ sed de Mann, ‘myne Fru will Pobst waren.’ – ‘Ga man hen,’ sed de Butt, ‘se ist all.’

Dar ging he hen, un as he dar kam, satt syne Fru up eenen Tron, da [l. de] was twee Myle hoch, un hod 3 grote Kronen up, un um eer was so veele geestliche Staat, un up de Syden bey eer standen twee Lichte, dat grötste so dick an groot os [l. as] de allergrötste Torn, bet to dat lüttste Köckinglicht. ‘Fru,’ sed de Mann, un sech se so recht an, ‘syst du nu Pobst?’ – ‘Ja,’ sed se, ‘ik sy Pobst.’ – ‘Ach Fru,’ sed de Mann, ‘wat let dat schoin, wenn du Pobst syst! Fru, nu was tofreden! Nu du Pobst syst, kannst nu nix meer waren.’ – ‘Dat will ik my bedenken,’ sed de Fru.

Dar gingen se beede to Bed; awerst se was nich tofreden, un de Girichheet leet eer nich slapen. Se docht jümmer, wat se noch woll waren willt. Mit des ging de Sünn up; su dacht se, as se se ut den Fenster so herupkamen sach: Kunn ick nich ock de Sünn upgan laten? Dar wurd se recht so grimmig un stod eeren Mann an: ‘Mann, ga hen tun Butt! Ik will waren as de lewe Gott.’ De Mann was noch meist in Slap, averst he verschrack sy so, dat he ut dem Bedde feel. ‘Ach Fru,’ sed he, ‘sla en dy un blive Pobst!’ – ‘Nee,’ sed de Fru, ‘ik sy nich tofreden un kann dat nich uthallen, wenn ik de Sünn un de Mohn upgehen se un kann se nich upgehn laten; ik mut waren as de lewe Gott.’ – ‘Ach Fru,’ sed de Mann, ‘dat kann de Butt nich; Kayser un Pobst kann he maken, awerst dat kann he nich.’ – ‘Mann,’ sed se un sach so recht gresig ut, ‘ik will waren as de lewe Gott. Geh straks hen tum Butt!’

Dar fur dat den Mann in de Gleeder, un he bevt vor Angst. Buten averst ging de Storm, dat all Boime un Felsen umwelgten, un de Himmel was gans swart, un dat donnert un blitzt; dar sah man in de See so swarte hoge Wellen as Berge, un hödden baben all eene witte Kron von Schuum up. Da seed he:

‘Mandje, Mandje, Timpe Thee!
Buttje, Buttje in de See,
Myne Fru de Ilsebill
Will nich, as ik woll will.’

‘Na, wat will se denn?’ sed de Butt. ‘Ach,’ sed de Mann, ‘se will waren as de lewe Gott.’ – ‘Geh man hen! Se sitt all wedder im P-pott.’ – Dar sitten se noch hüt up dissen Dag.

In Hessen hörten die Brüder Grimm die Fabel unvollständiger, aber mit einigen Abänderungen als das Märchen vom Männchen Dominē (sonst auch von Hans Dudeldee) und Frauchen Dinderlindē (wohl von Dinderl, Dirne?) durch Frau Wild in Kassel erzählen.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_142.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)