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durch das Lebenskraut der Schlangen (C), und dies dient auch nachher zur Erweckung des Gatten (F), der nicht bloß in einen Abgrund gestürzt oder zum Tode verurteilt, sondern wirklich umgebracht wird.[1] Erst von Italien und Deutschland aus verbreitete sich das Märchen nach Westen und Osten, zu den Spaniern, Franzosen und Slawen.


17. Die weiße Schlange. 1856 S. 27.

1812 nr. 17: von Hassenpflugs in Kassel im Herbst 1812 vernommen; 1819 stilistisch hie und da geändert, mit der Bezeichnung: aus dem Hanauischen; denn von dort war die Familie Hassenpflug nach Kassel gekommen.

Durch den Genuß einer weißen Schlange[2] erlernt man die Tiersprache: Grimm, D. Sagen² nr. 132 ‘Seeburger See’. J. Grimm, Myth.³ S. 637. 934. 1166. 3, 197. Campbell² 2, 377 nr. 47. (R. Köhler, 2, 265). Chambers, Popular rhymes 1847 S. 228 = 1870 S. 78. Kemble, Dialogue of Salomon and Saturnus S. 114. Liebrecht, Gervasius von Tilbury S. 155. Kuhn-Schwartz, Sagen nr. 178. Peter 2, 32. Rußwurm, Eibofolke 2, 401. Sébillot, Folklore de France 3, 293. Erben, Slov. čít. S. 14 nr. 3 = Erben, Č. poh. S. 64 = Waldau S. 13 = Chodzko S. 77 (R. Köhler 1, 402. 2, 336). Lettisch bei Treuland S. 96 nr. 18. Estnisch bei Kallas S. 182 nr. 52. Gleichbedeutend damit ist der Genuß des Drachenherzens für Sigurd in der Edda (Fáfnismól), im Archiv f. slav. Phil. 4, 624 und für die Araber nach Philostratus Leben des Apollonius von Tyana 1, 20. 3, 9. In einem serbischen Märchen (Wuk nr. 3 = Krauß 1, 439 nr. 97. Mijatovics p. 37. R. Köhler 2, 610) lehrt eine dankbare Schlange den Jüngling die Tiersprache, indem sie ihm in den Mund spuckt, ähnlich in Sercambis Novelle nr. 86 ed. Renier; in einer Erzählung der deutschen Gesta


  1. Die Seereise, auf der die Frau ihren Gatten ins Meer stürzt, möchte G. Paris nicht aus der ältesten indischen Fassung ableiten, sondern durch den Einfluß der Erzählung von Jean de Calais (R. Köhler 1, 12. 131) erklären.
  2. Nach einer schottischen Sage (W. Grant Stewart, Superstitions of the Highlanders 1823 S. 82) gibt das Mittelstück von der weißen Schlange, am Feuer gebraten, dem, der den Finger in das herabträufelnde Fett steckt, Kenntnis überirdischer Dinge. Reichtum verleiht das Vogelherz in unsrer nr. 60 und 122.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)