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erscheint. Hier streut der jüngste der sieben Brüder, der den Entschluß der Eltern, sich der Kinder zu entledigen, belauscht hat, auf dem Wege in den Wald Kiesel aus; das zweitemal hat er nur Brodkrümchen, die von den Vögeln aufgepickt werden. Zu Perrault stimmt das von Oberlin in seinem Essai sur le patois lorrain 1775 S. 161 mitgeteilte Stück in der Mundart der Gegend von Luneville; ferner Mélusine 3, 399 ‘Peucerot’, Sébillot, Litt. orale S. 53 ‘Peucot’; Sébillot, Contes 1, 131 nr. 19 ‘La perle’; Revue 9, 52 ‘Les enfants dans la forêt’ (zwei Knaben); Tradition 4, 277 ‘Le petit Poucet’, Luzel, Contes pop. 2, 231 ‘Le perroquet sorcier’ (drei Brüder beim Menschenfresser, der jüngste schneidet dessen Töchtern den Hals ab). Luzel, Légendes chrét. 2, 235 ‘La bonne femme et la méchante femme’ (Schwester und Bruder. Menschenfresser in den Brunnen gestürzt). Gittée-Lemoine S. 121 ‘Le simplot et le géant’ (zwei Brüder lassen den jüngsten im Walde allein). Carnoy, Litt. orale S. 241 ‘Les trois frères et le géant’ (kein absichtliches Verlassen). Revue des langues rom. 28, 125 ‘Le loup garou’ (geht in die Polyphemsage über; der Riese wird mit Pech geblendet, seine Frau geköpft). Wallonia 3, 186. Französisch und vlämisch auf Bilderbogen bei Van Heurck et Boekenoogen, L’imagerie populaire p. 504. 690. – Italienisch: Rivista di lett. pop. 1, 82 nr. 2 ‘Pulce’; Coronedi-Berti nr. 17 ‘I tri fradlein’ (Propugnatore 9, 1, 237); Andrews nr. 20 ‘Grand comme une bouteille’. – Katalanisch bei Milá, Observaciones p. 182 ‘El hijo menor’ = F. Wolf, Wiener SB. 20, 58; Maspons, Rondallayre 1, 24 nr. 2 ‘Lo noy petit’. – Portugiesisch bei Vasconcellos, Trad. S. 264 nr. 348m und 348n ‘O dedo pollegar’; Braga 1, 123 nr. 51 ‘As crianças abandonadas’. – Baskisch: Webster p. 77 ‘Malbrouk’. Cerquand nr. 63. – Deutsch[1] bei Bechstein


    zu seinen Schicksalen, und er erscheint stets als das einzige Kind seiner Eltern. Wenn daher viele der oben angeführten Märchen im Namen des Helden mit Perraults Erzählung übereinstimmen, so zeugt dies Merkmal für ihre Abstammung von jener. Doch vgl. Cosquin, Revue des trad. pop. 25, 80.

  1. Auch in deutschen Erzählungen, bemerken die Brüder Grimm 1812 (KHM. 1, IX), wird Hänsel als ein Däumling dargestellt. Es sind sechs Kinder, er ist das siebente. Wie sie im Wald beim Menschenfresser sind, sollen sie ihn kämmen, der Däumling aber springt ihm ins Haar, zupft ihn und kommt immer wieder (vgl. Jecklin 1, 126). Darauf nachts die Verwechslung der sieben Kronen mit den sieben roten Kappen. In die Meilenstiefel tut der Däumling alle Geldbeutel und Kostbarkeiten.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_125.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)