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den König ans Wasser, wo die von der Stiefmutter in ein Fischweib verwandelte Frau ihr Knäblein tränkt. Einfacher bei Weryho nr. 59 und 15 und bei Federowski 2, 49 nr. 43–44. – Auch der Schluß der wendischen Fassung des Einäugleins (nr. 130) bei Erben, Čít S. 96, wo der Mann den Gürtel der Ente zerhaut, und die bosnische Version der Gänsemagd (nr. 89) bei Preindlsberger-Mrazović nr. 8 gehört hierher. – Estnisch bei Kreutzwald 1, 203 nr. 15 ‘Rõugatajas Tochter’ (D²˙⁴ F³). Die untergeschobene Frau vermag das Kind der in eine Wölfin verwandelten jungen Mutter nicht zu stillen; als die Wärterin den schreienden Säugling hinausträgt, kommt die Wölfin herbei und tränkt ihn. Der Mann erfährt davon, wirft die Wolfshaut ins Feuer, kehrt mit Weib und Kind heim und verbrennt die beiden verbrecherischen Frauen in der Badstube. – In einer finnischen Erzählung bei Salmelainen 1, 59 nr. 7 = Hertzberg S. 79 = Schreck S. 63 nr. 9 ‘Die wunderbare Birke’ ist dieselbe Entwicklung, nur mit einer Renntierkuh statt einer Wölfin, an das Aschenputtel-Märchen angeschlossen. Aarnes Register nr. 403b und 450. – Die lappländischen Versionen bei Friis nr. 4 = Poestion nr. 6 ‘Attjis-ene’ und Qvigstad-Sandberg p. 70 ‘Njavitsjædnes og Hatsjædnes døttre’ mischen unser Märchen von der schwarzen und der weißen Braut (nr. 135) ein.

Den drei Haulemännerchen entsprechen also anderwärts Elfen, Feen, Wassernixen, die vier Winde, die vier Jahreszeiten, die Monate und endlich christliche Heilige. So fragen die zwölf Monate auch bei Basile 5, 2 und bei Michele Somma, Cento racconti nr. 126 (Pitrè 2, 93) einen armen Jüngling, wie ihm die einzelnen Jahreszeiten gefallen, und als er auch den März, den alle schelten, als den Beginn des neuen Lebens lobt, schenkt ihm dieser ein Wunschhütlein; sein böser Bruder aber, der die Herren auch aufsucht und auf den März schimpft, erhält Prügel. Ähnlich rumänisch im Kbl. f. siebenbürg. Landeskunde 1902, 32 (nach Marien, Sěrbătorile la Români) und griechisch bei Legrand S. 11 = Garnett 2, 348 = Misotakis S. 109 ‘Die zwölf Monate’ (alte Frau und Schwester); vgl. Bolte, Archiv f. neuere Sprachen 98, 82⁴. In den slovakischen Märchen bei Němcová 1, 16, bei Škultety-Dobšinský¹ S. 136 = ²S. 279 und Dobšinský 5, 3 sieht der arme Bruder, dem der reiche Bruder Hilfe versagt, Feuer am Glasberge und erhält von den dort sitzenden zwölf Männern Kohlen; der unbarmherzige Geizhals wird, als er kommt, ins Feuer geworfen. In der kleinrussischen Version aus Galizien im Etnograf.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)