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Schwester vom Scheiterhaufen). – Armenisch aus dem Gouvernement Jelisawetpol im Sbornik kavkaz. 19, 2, 199 (der Anfang wie im bulgarischen, dann ein andrer Stoff).

In einem griechischen Märchen bei Hahn nr. 96 ‘Ljelje Kurwe’ und in einem kabylischen bei Rivière p. 45 ‘Les sept frères’ zwingt eine Magd, die das Mädchen zu ihren fernen Brüdern geleitet, unterwegs dieses, vom Pferde zu steigen und mit ihm die Rolle zu tauschen, wie in den Erzählungen von der falschen Braut (nr. 11. 135. 198). In einem litauischen bei Schleicher S. 35 ‘Von den neun Brüdern’ = Wiener SB 11, 109 hüllt sich eine Laume (Albgeist), nachdem sie den warnenden Hasen erschlagen, in die Kleider des Mädchens und steigt statt ihrer auf den Wagen; in dem schon angeführten finnischen bei Schreck nr. 13 tötet die Hexe ebenso das begleitende Hündchen, ladet das Mädchen zum Bade ein und nimmt ihre Gestalt an.


10. Das Lumpengesindel. 1856 S. 20.

1812 nr. 10: aus dem Paderbörnischen von August v. Haxthausen 19. Mai 1812. – Es hat Ähnlichkeit mit dem Märchen von Herrn Korbes (nr. 41) und den Bremer Stadtmusikanten (nr. 27). In andern Fassungen handelt es sich um das Begräbnis des Hühnchens;[1] so in der siebenbürgischen bei Haltrich ⁴ nr. 78, wo zwei Läuschen und zwei Mäuschen vor den Wagen gespannt werden und Bär, Wolf, Fuchs, Krebs, Ei, Nähnadel, Stecknadel und Mühlstein sich mit aufsetzen. Als der grobe Wirt sie abweist, fallen Bär, Wolf und Fuchs in die Ställe der Kühe, Schafe und Gänse ein, der Krebs setzt sich ins Wasserschaff, das Ei in die glühende Asche, die Nähnadel in den Sorgenstuhl, die Stecknadel ins Handtuch, der Mühlstein über die Haustür und der Hahn auf den Balken. Als der gepeinigte Wirt aus dem Hause eilt, erschlägt ihn der herabstürzende Mühlstein, und der Hahn ruft: ‘Recht geschehen’. Statt des Wirtes


  1. An den ‘Tod des Hühnchens’ (unten nr. 80) erinnert besonders die zweite hinterpommersche Fassung. In der brandenburgischen und beiden hinterpommerschen Versionen kommen die bedeutungsvollen Namen des heimlich geleerten Topfes (oben nr. 2) vor.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_075.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)