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so in dem oben angeführten türkischen Volksbuche von Nasr-eddin Hodja (Camerloher nr. 54. Decourdemanche 1876 S. 46 nr. 54. Mouliéras, Les fourberies de Si Djehá 1892 nr. 20. R. Köhler 1, 490), wo ein Jude das Gebet des Hodja um tausend Goldstücke hört und ihm einen Beutel mit 999 Goldstücken durch den Schornstein ins Haus wirft. Der Hodja zählt nach und sagt: ‘Der mir diese gab, wird mir auch das letzte geben’; wie der Jude an die Tür pocht und sein Geld zurückbegehrt, weigert er sich, Allahs Geschenk herauszugeben, und geht auch nicht eher mit zum Kadi, als bis der Jude ihm einen Maulesel und einen Pelz geliehen. Ebenso bei Stumme, Märchen aus Tripolis 1898 S. 176 nr. 10 ‘Dschuha und der Jude’. Von den Kjurinen in Dagestan im Sb. Kavk. 14, 2, 202. Aus Malta bei Ilg 2, 70 nr. 113 ‘Die Geschichte von den neunundneunzig Goldstücken’; aus Lesbos bei Georgeakis-Pineau p. 111 = Revue des trad. pop. 8, 323 ‘La juif et le chrétien’ = Zs. f. Volksk. 13, 424 (Der Jude legt 5000 Piaster statt der erbetenen 10 000 vor die Tür). Ebenso der Jude und der Zigeuner in einer slovakischen Fassung aus dem Komitat Zemplin bei Czambel S. 388 § 202 (Gehrock, Hut und Stiefel); die Gerichtsverhandlung fehlt in einer serbischen Version bei Vuk Vrčević nr. 289. In einem Schwanke der sog. Walachen in Mähren (Václavek S. 77 nr. 19) geht der von einem jüdischen Gläubiger bedrängte Schuster nachts zum Standbilde seines Patrons, des hl. Johannes, und betet, dieser möge ihm 90 Gulden zur Tilgung seiner Schuld bescheren. Einmal belauscht ihn der Jude und legt 88 Gulden hin. ‘Hat der hl. Johannes 88 Gulden gegeben’, ruft der Schuster froh, ‘so wird er morgen den Rest geben’. Vom Juden verklagt, erscheint er zweimal nicht vor Gericht und entschuldigt sich bei jenem, er habe keinen anständigen Rock usw. Kaschubisch im Gryf 1, 12 nr. 2, wo der Jude den Soldaten von Kopf bis Fuß kleidet und ihm ein Pferd leiht. In einer kleinrussischen Fassung aus Ostgalizien (Rozdoljśkyj nr. 70) wirft der Jude eine Börse mit 29 Gulden durchs Fenster der Kapelle, wo der Bursche die Mutter Gottes um wenigstens 30 Gulden angefleht hat; in einer andern (Etnogr. Zbirnyk 1, 12) legt er 130 Rubel statt 100 hin; in einer dritten aus Südungarn (ebd. 30, 289 nr. 146) findet der Zigeuner am Wege die vom Juden hingelegten 99 Gulden 99 Kreuzer. In der großrussischen bei Afanasjev³ 2, 410 nr. 248l. streiten der Jude und der Zigeuner zuvor über den Wert ihres

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_066.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)