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Im altfranzösischen Gedichte ‘Le chevalier au cygne et Godefroi de Bouillon’ ed. Reiffenberg v. 9921 fürchtet der Sultan von Persien, wie er vom Siege der Kreuzfahrer bei Antiochia hart, vor Schmerz zu bersten und schnürt seinen ledernen Gürtel fest; doch schwillt seine Brust so, daß er Lunge und Leber zu verlieren meint. Sigurds Brünne zerspringt, als er hört, daß Gudrun ihren Gatten nicht verlassen will (Völsungasaga c. 38). Und in der Einleitung zur Guþrunarkviþa I heißt es: ‘hun var búin til at springa af harmi’. Maurer 1860 S. 49: ‘sprakk af harmi’. Weinschwelg ed. Lucae 1886 v. 404: ‘Er zôch ein hirzhals an sich, den hiez er vaste brîsen, dar zuo von guotem îsen ein banzier enge: Des wînes gedrenge lât mich nu ungezerret’. . . Des Wirtemperk puch ed. Keller 1845 S. 35 v. 593: ‘Daz ich meinen leib mit eisenen reifen beslüeg’. Gödings Gedicht von Heinrich dem Löwen Str. 59 (Paul-Braune, Beitrage 13, 301): ‘Ihr Hertze lag in Banden’. Rollenhagen, Froschmeuseler B. 1, 2, cap. 12, 11 (und danach Philander von Sittewalds Gesichte, Leiden 1646 3, 42): ‘Denn ihr Hertz stund in dieser Hand fester denn in eim eisen Band’. Auch sonst ist von dem Band der Sorge, dem Stein, der auf dem Herzen liegt, die Rede. Ein alter Minnedichter (MSH. 1, 206 b) sagt schön: ‘Si ist mir in min herze stahelherteklich gedrükket’, und Heinrich von Sax (MSH. 1, 93 b) ausdrücklich: ‘Min herze in banden lit’. Von dem brechenden Herzen (Grimm DWb. 4, 2, 1209 f. 1225. 5, 1918) sagt Wirnt im Wigalois v. 7679: ‘Von sîme tôde si erschrac so sêre, daz ir herze brach lûte als ein dürrer ast, swâ man den brichet enzwei.’ Ortnit 541, 2 (Müllenhoffs Deutsches Heldenbuch 3, 1, 70): ‘Ir herze hôrte er krachen, dazz in ir lîbe brach’. Im rumänischen Märchen (Schott S. 145) springen die drei eisernen Reifen, mit denen der Held Wilisch Witiâsu umgürtet ist, als der Prinz ihm ein Glas Wein reicht.

Der Name Heinrich für einen Diener hat etwas Volksmäßiges; vgl. Hartmanns Armen Heinrich hsg. von den Brüdern Grimm 1815 S. 213–216 und Wackernagel, Kleinere Schriften 3, 144. 148 f. Ein treuer Heinrich auch in v. d. Hagens Gesamtabenteuer nr. 64.

Es gibt auch Märchen, in denen der verzauberte Frosch nicht ein Prinz, sondern eine Prinzessin ist: Luzel, Revue des trad. pop. 3, 474 ‘Jannic aux deux sous’ (bretonisch) = Clouston, Folk-lore 1, 493. Sébillot, Contes 1, 9 und Folklore de France 3, 291.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)