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will ich dir glauben, und will auch Freundschaft mit dir und der Katze schließen.“

Und damit flog das Perlhuhn auf den Ofen, und schlug die Flügel auseinander, damit es schnell fortfliegen könnte, und pickte der Katze auf die Stirn, und als es sah, daß die Katze die Augen aufschlug, flog es fort. Die Katze hatte aber schon lange gewacht, und hatte Alles mit angehört. Darum stellte sie sich nur, als ob sie eben aufwachte, und stellte sich auf, und stellte die Füße ganz nahe zusammen, und machte einen Buckel, und streckte die Vorderfüße darauf aus, und bog den Leib vorn bis auf den Ofen nieder, und streckte auch ihre Krallen weit aus; und sperrte ihr Maul auf und gähnte, und sagte dabei: „Guten Morgen, liebes Kaninchen! guten Morgen liebes Perlhuhn! Ei, du brauchst dich nicht zu fürchten, denn ich thue dir nichts. Komm, laß uns recht gute Freunde seyn, denn wenn du dich heute im Hofe vor mir fürchtest, so hat der Jagdhund Ryno beschlossen, dich zu fressen, um mich in den Verdacht zu bringen, als hätte ich’s gethan.“ Und als sie das gesagt hatte, sprang sie hinunter in den Korb, und spielte mit dem Kaninchen. Da kam auch das Perlhuhn gelaufen, und sagte: „Ich will dir’s glauben. Kommt, laßt mich auch Freundschaft mit euch machen!“

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_199.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)