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Thiere vom Hasengeschlechte haben gar große, lange Ohren, damit wir Alles besser hören können, was uns Gefahr droht, weil wir wehrlos sind, und uns nicht vertheidigen können. Ach, ich hab’ alle Worte verstanden.“

„Ei, das ist dann ja gar gut,“ sagte das Kätzchen, „da hast du ja selbst gehört, was es mir schadet, wenn ich dich fresse, oder dir irgend ein Leid zufüge. Da wird meine Herrin böse auf mich, und jagt mich von sich, und läßt mich nicht mehr in die Stube zu sich, und füttert mich nicht mehr, und streichelt mich nicht mehr. Ach, und das wäre mir ja so gar leid, denn sie ist so lieb und gut, und spielt so schön mit mir, und streichelt mich so sanft, denn sie hat gar ein weiches Händchen, das thut mir gar zu wohl, wenn sie mir damit über den Rücken streicht. – Sieh, darum wollt’ ich dir nichts thun, wenn ich auch drei Tage Hunger gelitten hätte. Drum sei nur fröhlich, du gutes Thierchen, und fürchte dich nicht, so thut dir auch der garstige Hund nichts. Denn wenn er sieht, daß wir freundlich zusammen sind, so darf er dir ja nichts thun, sonst merkens gleich die Leute, daß er’s gethan hat, und dann kriegt er Schläge vom Jäger. Darum komm nur hinter deinem Siebe hervor, und sei ohne Furcht! Komm, wir wollen Freundschaft schließen mit einander.“

Als sie das gesagt hatte, kam sie unter dem Ofen hervor,

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_190.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)