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lassen. Wenn sie gute Bissen kriegt von dem Teller der Herrin, so müssen wir oft noch lange warten, und dann kriegen wir erst nur eine schlechte Suppe von trockenem Brot und Wasser, an der Salz und Schmalz gespart ist. Und doch müssen wir für das ganze Haus arbeiten. Du bewachst es vor Dieben, und ich gehe mit auf die Jagd, daß der Jäger die Hasen und Feldhühner schießen kann, die ich ihm aufspüre. Und die Katze sitzt ruhig zu Hause, und leckt sich die Pfoten, und putzt sich den ganzen Tag, und hat das beste Leben. Denn arbeiten kann sie gar nichts. Wenn sie auch einmal ein Mäuschen fängt, so thut sie das aus Leckerei, weil es sie gern frißt, und nicht darum, daß sie die Mäuse im Hause vertilgen will. Denn das wär’ ihr ja gar ungelegen, wenn es einmal keine Mäuse mehr gäbe.“

„Ja,“ antwortete der Kalif, „ich hab’s auch schon lange gedacht; sie ist eine rechte Faullenzerin, und frißt ihr Brot in Sünden. Ich bin ihr ja auch so feind, wie du, und hätte sie gern schon manchmal oben am Halse gepackt mit den Zähnen, und sie tüchtig herumgeschüttelt. Aber die Katzen trauen uns Hunden nicht, und sind immer vor uns auf der Flucht. Und wenn ich sie auch erwischen könnte, so fürchte ich mich doch immer vor ihren langen Nägeln, womit sie einem immer nach den Augen hauen.“

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)