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zu tanzen, und wie alle rings um ihn her tanzten, rief er: „Ei, wenn Alle tanzen, warum soll ich denn allein dastehn?“ Und tanzte auch drunter hinein. Als aber der Mönch das sah, rief er: „Ich muß tanzen mit allen Freuden!“ und tanzte auch in der Menge herum. Es ward ihm aber bald wieder sauer, weil er so wohl beleibt war. Darum schrie er zum Richter: „Ach, lieber Herr Richter! laßt ihn doch aufhören. Es ist ja eine Schande, daß wir da herumtanzen vor all den Leuten! Gelt, ich warnt Euch wohl? ich wußte wohl, wie es gehn würde.“

Aber der Richter war während des Tanzens ganz fröhlich worden, und rief ihm im Tanzen zu: „Ei, tanzt nur, Herr Pater, tanzt nur! Ich mag noch nicht aufhören; der Tanz klingt gar zu lustig.“

„Ja,“ sagte klein Friederlein, „gebt Acht, jetzt spiel’ ich Euch den Hupfauf. Ihr kennt ihn ja, Herr Pater! Nicht wahr, der geht erst recht lustig?“ und spielte nun aufs Neue; und das Volk umher, und der Büttel und der Richter tanzten mit einander herum, und Weiber, und Kinder, und Alles bunt durcheinander, daß es ein recht Gewimmel war unter dem Galgen und drum herum; und hüpften Alle in dem Tanz in die Höhe, und rief Mancher dabei: „Juchhe! so lustig ging’s sonst noch nie her, wenn Einer gehängt wurde!“

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)