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     Den führt er in die ewige Pein,
     Und den ins Paradies hinein.
Du hast gebüßt, du bist gesühnt, –
Wohl, dir dein Hoffnungszweig ergrünt:
     Vergebung darfst du hoffen,
     Das Paradies ist offen.“

Und als die letzten Töne verklungen waren, war mit ihnen Arbogasts Seele ins Paradies geflogen. Adelbert und Groß Ott aber begruben ihn neben dem Grabe seiner Gemahlin, Frau Gertrud. Darauf zog Groß Ott mit der blassen Rosablanka, als seiner Hauswirthin, in sein Königreich, und es geschah auch an ihr, wie Adelbert gesungen hatte; die weiße Rose erblühete bald völlig zur rothen. Auf der Finsterburg stiftete Adelbert aber ein Kloster, das von vielen frommen Männern bewohnt wurde, die für das Seelenheil seines Vaters beteten und seiner Mutter. Und bei ihnen blieb der alte Leuthold, und betete mit ihnen bis an sein Ende. Da schwebte keine Spukgestalt mehr über dem Grabe hin, und Frau Gertrud schlief ruhig fortan in ihrem Mooshügel.

Als Adelbert aber so Alles besorgt hatte, setzte er sich auf sein Flügelpferd, und nahm seine Zither, und spielte eine freudige Weise auf den Saiten, und sang dazu folgende Worte:

     „All’ ist das Irdische bestellt,
     Hier unten nichts mich fürder hält.
     So fahre wohl du eitle Welt!
Was kannst, was kannst du geben?
Nach oben geht mein Streben,
Herr, laß hinauf mich schweben,
     Hinauf! hinauf,
     In der Sterne Lauf!
Dort erst beginnt mein Leben.“

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)