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Da ertönte eines Tages wieder der Burgweg zur Finsterburg von Rosseshufen, und es klopfte an den Thoren der Burg. Und der finstere Ritter rief freudig bewegt aus seiner Halle: „Ihr Knappen, öffnet die Thore, entweder der Tod will herein, und meinem finstern Leben ein Ende machen, oder ist’s gar noch eine Freudenpost, die meiner wartet.“

Aber die Knappen kamen wieder, und riefen den Ritter hinab in den Burghof. Und der Ritter stieg, unterstützt von ihnen, die Wendeltreppe hinunter, und trat zum Thore hinaus in den Hof. Da hatte aber Adelbert schon hinten einen Eingang brechen lassen durch die hohe Mauer zu der Stelle, da seiner Mutter Grab war. Und die Diener führten den wankenden Vater hinein. Da kniete Rosablanka bei dem Grabe, und Adelbert auf der andern Seite, und beteten. Als aber Vater Arbogast hereintrat, sank er zusammen, und rief: „O, die Stelle meines verborgenen Verbrechens! Hier hab’ ich Eure Mutter erschlagen! Rosablanka! Adelbert! meine Kinder, vergebt mir!“

„Vergeben! Alles!“ riefen da seine beiden Kinder, und lagen in seinen Armen. „Der Himmel hat Alles wieder wohlgemacht!“ sagte Adelbert. „Wie immer!“ setzte Leuthold hinzu: „Und der Blutfleck, mein edler Junkherr, ist auch verloschen auf Eurer Stirn.“

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)