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führte sie einige Tage durch Sand und Steppen, wo sie oft kaum fanden, was sie zu ihrem nothdürftigen Lebensunterhalte brauchten.

Da langten sie endlich aber eines Tages mit ihren Rossen, ermattet und an ihrer letzten Kraft erschöpft, durch Sand und menschenleere Einöden an dem Fuße eines Gebirges an, das sie schon den ganzen Tag vor Augen gehabt und heiß ersehnt hatten, weil sie da frisches Quellwasser zu finden hofften. Allein da zog kein Bach durch frischen Wiesengrund, da plätscherte keine Quelle über die ausgespülten Felsen herunter, wie sie es geträumt hatten, als sie noch fern nur schwach an dem weißglühenden Horizonte die Umrisse des Gebirges vor sich sahen. Denn die Berge waren nicht hoch und unfruchtbarer Sand.

Da warfen sich die Reisenden mißmuthig nieder, wie ihre Rosse, die verschmachtend sich in den heißen Sand gestreckt hatten. Die Schlange ringelte sich aber vor ihnen recht frisch und lebenslustig. Und mit neidischen Augen sah Groß Ott auf sie, und sprach: „Ist es nicht in Wahrheit recht zum Aergern, wenn man selbst der vollen Kraft entbehrt, und verschmachtend am Boden liegt, und sieht ein ander Geschöpflein sich noch lustig regen, und einem zum Hohn ordentlich die überflüssige Kraft spielend verschwenden.“

„Solches kann mich nur erfreuen,“ antwortete Adelbert,

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)