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zur Hand, und stieß sie der Eidechse zwischen den spitzigen Zähnen durch den Rachen bis tief in den Schlund, daß sie zuckend und sterbend auf der Erde lag.

Als darauf Adelbert erwachte und das erlegte Ungeheuer näher besah, sprach er: „Nun, fast möcht’ ich solch ein Thier auch einen kleinen Lindwurm nennen, und ich dank’ Euch herzlich, daß Ihr es erlegt habt. Nicht zu gedenken, daß es mich wohl zu verschlingen vermöchte, so ist mir noch mehr, als an meinem Leben, an meinem Saitenspiel gelegen, und um das wär’ ich, ohne Euern Schutz, doch sicher jetzt im Schlafe gekommen.“

„Ei,“ antwortete Groß Ott mit herzlicher Freude: „Die Kraft des Arms ist doch eine gute Gottesgabe, edler Junkherr, wenn sie nicht schon das Höchste im Menschen ist. Und es ist mir lieb, daß solch ein Abenteuer uns aufstieß. Denn bisher war ich an allem meinen Werthe verzweifelt, weil ich sah, wie Ihr Alles mit Euerm Saitenspiele ausrichtet, und viel vollkommener, als ich mirs auszurichten getraute. Ich glaubte endlich ganz, ich sei ein unnützer Gesell, und zieh’ Euch mehr zur Last nach auf Euern Wegen, als zu Nutz und treuer Genossenschaft.“

„Nein, nein, antwortete Adelbert, da seid nur ruhig, mein trauter Genosse, ich werde Eures Armes wohl noch mehr bedürfen, wenn wir einmal zur Stelle sind.“

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)