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Geräthen auch ein gar mächtiges Saitenspiel. Das hatte er auf einem Zuge durch Deutschland mit sich gebracht, und die Leute wollten behaupten, er besitze es auf keine gar rühmliche Weise, indem er es einer edlen Frau dort heimlich entwendet habe, weil er gesehen, welche Wunder sie mit Hülfe der Zither verrichtet, und weil er sich in Besitz dieser Wundermacht zu setzen gedachte. Aber er hatte sich doch betrogen, denn die Zither gewährte ihre Macht nur dann, wenn ihre Saiten von den Fingern eines Menschen berührt wurden, dessen Gemüth sanft und mild, sich keiner vorsetzlichen Uebelthat bewußt war. Daher kam es, daß sie dem bösen Zauberer nie zu Willen war, ja, daß immer sogar das Gegentheil von dem sich ereignete, was er durch sein Spiel und seinen Gesang zu bewirken gehofft. Darum hatte er endlich das Saitenspiel unwillig hingeworfen, und nimmer beachtet. Aber der Sohn der edlen Frau, der er das Kleinod gestohlen, hatte sich aufgemacht, und war ihm nachgezogen, und hatte seine Burg erforscht, und hielt nun vor den hohen Mauern seiner Veste, und forderte ihn auf zum ritterlichen Zweikampf um den Besitz der Wunderzither. Da sandte ihm der Zauberer zuerst allerlei kleine Spuckereien entgegen, und hoffte sie würden den Gegner verschüchtern. Doch der starke Ritter widerstand Allem durch seinen reinen festen Willen, und zerstreute allen Spuck. Da mußte

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)