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ihm gegenüber, und blickte ihm kampflustig und schlagfertig entgegen. Da bebte der König, und beklagten die Zuschauer den sanften Jüngling. Auch Adelbert griff wieder sanfter und linder in die Saiten, und besänftigte den durch sein voriges Spiel aufgeregten Kriegsmuth in Aller Herzen, selbst in dem Herzen seines trotzigen Gegners. Aber bei seinem Spiel schien er sich nach und nach zu verklären, und seine Locken umwallten ihm im Schimmer der Abendsonne das Haupt rings wie ein goldener Heiligenschein, und ein wunderbares Licht entwallte mit den Tönen den glänzenden Saiten seiner Zither, und umgab ihn mit wunderbarem Glanze, so daß er endlich einer verklärten Engelserscheinung gleich, nur noch über seinem Weißrößlein zu schweben schien. Da sang er zu seinem wunderbaren Spiele endlich folgende einfache Worte:

„Am Quellenrand
Ein Blümlein stand;
Das Blümlein lacht
In Frühlingpracht.
Und groß und schwer
Von Alters her
Ein Felsenstein
Von oben herein
Hoch über die Quelle da hing,
Der achtet das stille Blümlein gering.

Ho, Blümlein, ho!
Was lachst du so?

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)