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Dann wurden Feste gefeiert an beiden Hofhaltungen bei Brunnenstark und bei Brunnenhold, immer eins köstlicher und prachtvoller, als das andere. Und darauf zog jeder nach seinem Schlosse, und lebten beide glücklich und vergnügt, und beherrschten ihre Länder mit Milde, und machten ihre Unterthanen glücklich. Aber Armina, ihre Mutter lebte fortan bei ihnen, bald bei Brunnenhold, bald bei Brunnenstark.

Noch lange nach ihrem Leben wurden ihre Länder von milden weisen Königen regiert, die ihre Ur-ur-Enkel waren. Aber wenn man in späten Zeiten den jüngsten Enkel ihrer Unterthanen noch den Namen Brunnenhold oder Brunnenstark nannte, so glänzten ihre Augen froher, und jedes Kind wußte die wundervolle Mähre von ihrem Leben zu sagen.

Jetzt weiß man nicht mehr, wo die Länder lagen, darin sie ehemals geherrscht. Vielleicht sind sie im Meere versunken. Denn ein alter Steuermann sagte, ihm hätten die Meerweiblein in einer Nacht, da er am Steuerruder eines Meerschiffes gestanden, das Lied von Brunnenhold und Brunnenstark gesungen. Und derselbige Steuermann hat auch die Geschichte weit über’s Meer her zu uns gebracht.

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_082.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)