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Speisesaal, und hielten daselbst ein prächtiges Mahl. Aber Brunnenstark und Albruna, die Prinzessin saßen oben an, an der Tafel auf Purpurkissen mit Gold durchwirkt, und neben ihnen saß Brunnenhold. Da fragte die Prinzessin Braut mit Holdseligkeit ihren Bräutigam: „Als ich an meinem Stabe zu Euch trat, und Euch mit den dürren Fingern die Backen streichelte, da hättet Ihr wohl nicht mit mir getanzt im Walde? Seht, daß Ihr mir und Euch ein gut Werk gestiftet habt, daß Ihr mir den alten Wackelkopf abschluget mit Euerm Waidmesser. Denn ich war jenes alte Mütterlein. Gelt, mein neuer Kopf gefällt Euch doch besser, als der alte Euch gefiel.“

So scherzte sie viel, und Brunnenstark und Brunnenhold scherzeten mit ihr über ihr hohes Alter von tausend Jahren und ihre jugendliche Gestalt, als die einer sechzehnjährigen Jungfrau, und waren sehr vergnügt zusammen. Da trat auf einmal ein Diener herein, und erzählte, wie eben durch die Luft ein Drachenschiff gekommen, und sich im Garten des Schlosses niedergelassen habe. Da eilten Brunnenstark und Brunnenhold an’s Fenster, und erkannten das Drachenschiff, und sahen zwei Frauen aus demselben aussteigen. Da eilten sie alsbald die Stufen hinab, und führten die Frauen herauf mit Freudengeschrei. Denn es war ihre Mutter Armina, die gekommen war mit ihrer Amme.

Und jetzt war Freude und Jubel an allen Enden.

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_080.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)