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der werde ihn nicht reuen. Brunnenstark aber sagte: „Wenn’s etwas ist, so in meinen Kräften steht, so verspreche ich dir zu thun, was du verlangen magst.“

Aber die Alte streichelte ihm mit ihren dürren Händen die Wangen, und sagte: „Komm, Lieber, zieh Dein Waidmesser, und schlag mir damit den Kopf ab, und laß ihn im Feuer ganz zu Asche verglimmen. Dann nimm von der warmen Asche, und stell Dich gegen Morgen mit Deinem Antlitz, und wirf dreimal eine Hand voll über Dein Haupt weg gegen Abend, und Du wirst Dein Wunder sehen, was für ein gut Werk Du Dir und mir gestiftet hast.“

Aber Brunnenstark wandte sich von ihr, und sprach: „Gehe hin, ich kann nicht thun, was du begehret; denn es ist Unrecht, Menschenblut zu vergießen.“ Sie ließ aber nicht ab, zu bitten, und sagte, er thue nicht Sünde, wenn er ihr das Haupt abschlage, denn sie sterbe doch nicht, wenn er gleich ihr Blut vergieße; und drang so lange in ihn, bis er ihr versprach zu thun nach ihrem Begehren.

Und er ließ sie niederknieen, und schlug ihr das Haupt ab, und warf es in das Feuer. Aber ihr Leib versank alsbald unter die Erde und wuchs grüner Rasen drüber hin, wie zuvor. Brunnenstark setzte sich aber jetzt mit Brunnenhold nieder, und verzehrte mit ihm seinen Hasen, und redeten mit einander von ihren Thaten und Schicksalen, und

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_077.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)