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halten. Und als Armina das hörte, ging sie zu ihrer alten getreuen Amme, und fragte sie um ihren Rath. Diese rieth ihr was sie thun sollte. Denn als am andern Morgen ihr Vater und seine Großen und Räthe zu ihr kamen, um ihr die köstlichen Brautgeschenke an reichen Stoffen und glänzendem Geschmeide und Kleinodien zu bringen, da sprach sie zu ihnen: „Nicht also, lieber Vater! Nicht also, ihr Großen und Räthe! Diese Geschenke sind zwar sehr kostbar; allein ich verlange nichts von diesen Perlen und Edelsteinen, nichts von allen diesen Seiden- und Sammtstoffen. Der Braut des Königs geziemt es, andere Brautgeschenke zu erhalten, als ihr sie mir bietet. Drei Wünsche trage ich bei mir, erfüllet ihr diese, so will ich gleichwohl eure Königin werden; erfüllet ihr sie mir aber nicht, oder nicht alle, so schwör ich hier, daß ich nie, weder jetzt, noch nach meinem Vater, Königin in diesem Lande sein will.“

Als sie aber das gesprochen, war ihr Vater froh und hoffte, sie würde drei Wünsche nennen, die zu erfüllen nicht in Menschenmacht stände, und gab es gern zu, daß sie den ersten ihrer Wünsche nenne. Da verlangte sie, man sollte ihr ein Kleid machen von purem Golde, das glänzen müßte, wie die Sonne, und doch so leicht wäre, als sei es von Flor. Und der König frohlockte in seinem Herzen; denn er hoffte, daß kein Mensch das zu machen im Stande sei. Aber die

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_012.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)