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ihrer Mutter sei. Aber sie bestanden darauf, und ließen alle Maler im Königreiche zusammen kommen, die sollten den Ausspruch thun, ob sie Recht oder Unrecht hätten. Und die Maler kamen zusammen von nah und fern, und verglichen die Schönheit der Tochter mit dem Bilde der Mutter, und alle stimmten darin überein, daß sie die größte Aehnlichkeit mit dem Bilde habe, so das man das Bild füglich für das Bild der Tochter ausgeben könne; denn ähnlicher sei kein Wassertropfen dem andern.

Da läugnete der König abermal, und sagte, sie könnten nicht richten in ihrer eigenen Sache; denn sie seien Kinder seines Landes, und wünschten, wie alle seine Unterthanen, daß er dem Lande wieder eine Königin gebe, und darum sprächen sie ein unwahres Urtheil; man müßte aus fremden Landen ein Gericht berufen, das nicht partheiisch wäre. Und der König schrieb selbst an alle Nachbarskönige, an alle Nachbarsfürsten, und sie schickten ihm jeder die geschicktesten Maler aus seinem Lande. So kam ein großes Gericht von fremden Malern zusammen. Aber alle sprachen einstimmig, daß auf der ganzen Erde noch kein Bild ähnlicher gemalt worden sei, als das Bild der Königin ihrer Tochter Armina ähnlich wäre.

Das schlug dem Könige schwer aufs Herz. Denn jetzt hatte er keine Ausrede mehr, und mußte sein gegebenes Wort

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_011.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)