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ihr vollkommen ähnlich ist an Schönheit. Muß man den Lebenden Wort halten, so muß man es noch mehr den Gestorbenen. Nehmt also das Bildniß meiner Gemahlin, laßt es hundertmal abkonterfeien, und schicket es umher im ganzen Lande. Findet ihr ein Mädchen, das dem Bilde vollkommen gleich ist, so soll sie meine Gemahlin werden, und wenn sie eine Bettlerin ist.“ Aber der König dachte bei sich, sie könnten lange suchen, bis sie ein Mädchen fänden, das dem Bilde ganz ähnlich wäre.

Und so war’s auch. Die Großen und Räthe nahmen das Bild der verstorbenen Königin, und ließen es abkonterfeien hundert- und zweihundertmal, und schickten es herum im Lande an alle Fürsten und Grafen des Königreiches, zu sehen, ob nicht eine der Töchter derselben dem Bilde vollkommen ähnlich wäre. Aber von allen Enden kamen die Boten und hatten nicht funden, wornach sie geschickt waren.

Darüber freuete sich der König. Aber die Großen und Räthe gingen wieder zusammen, und berathschlagten sich, und ließen das Bild abkonterfeien noch zwei- und dreihundertmal, und sandten es an alle Ritter und Edeln im Lande, zu sehen, ob nicht eine der Töchter derselben dem Bilde vollkommen ähnlich wäre. Aber von allen Enden kamen die

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)