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Bruder Joekul. Dieser verband mit der Bewirtschaftung seines Hofes auch Handelsreisen nach fremden Ländern, war reich und stark, aber auch hochmütig.

Gretter wurde als Neffe herzlich aufgenommen und blieb drei Tage dort. Alles war in dieser Gegend voll von den bösen Streichen des Glam und von es den Verwüstungen auf Thorhallstaetten. Gretter erkundigte sich genau nach allen einzelnen Umständen.

„Ich glaube ihr übertreibt,“ sagte er.

„Nein, alles die buchstäbliche Wahrheit,“ erwiderte Joekul.

„Nun, so hat der rechte Mann gefehlt, um den Spuk zu bändigen. Ich habe Lust hinüber zu reiten und dieses Glam Bekanntschaft zu machen.“

„Thu’ das nicht,“ sagte Joekul! „Bist du jetzt auch der stärkste Mann auf Island, so ist es doch etwas anderes mit Gnomen und Trollen zu kämpfen, als mit Menschen. Hier mag ehrliche Kraft entscheiden, dort siegt List und Teufelei. Und wenn du dein Leben dabei verlierst, welch ein Kummer für deine Eltern! Laß das, Gretter!“

„Oh, es ist nicht das erste Mal, daß ich solch einen Kampf wage,“ warf Gretter ein.

„Und der Ausgang?“ – „Es glückte mir!“ –

Nun erzählte er kurz seinen Besuch im Hünengrabe und seinen Kampf mit Kaar, dem Alten.

„So will ich auch hier nach Thorhallstaetten hinüber und selbst zusehen, wie es dort steht.“

„Ich sehe“, sagte Joekul, „es ist vergeblich, dir zu raten! Der Tapfere ist nicht immer der Weise!“

„Und nicht jeder Prophet ist erleuchtet,“ gab Gretter zurück.

Sie trennten sich verstimmt ob dieser Stachelrede.

Auf Thorhallstaetten wurde Gretter sehr freundlich empfangen.

„Wohin die Reise?“ fragte der Wirt, als sie beim Trinkhorne saßen.

„Bei dir zu nächtigen, war mein Wille,“

„Sehr willkommen! Doch es hat bisher den meisten die Lust gefehlt, hier die Nacht zu bleiben. Du weißt vielleicht nicht, daß es hier auf dem Hofe spukt. Und es würde mir leid thun, wenn dir, meinem Gast, hier ein Schaden zustieße. Geht es dir selbst nicht an’s Leben, so weiß ich doch gewiß, du verlierst dein Pferd. Bisher ging es allen so, die hier nächtigten!“

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/95&oldid=- (Version vom 1.8.2018)