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Nach einer Pause, in der sie sich mit erbitterten Blicken maßen, erfolgte nun unter furchtbarem Gebrüll Angriff auf Angriff. Wie Teufel schlugen sie hinten aus und bissen sich, wo sie einander nur packen konnten, so daß bald der Körper eines jeden mit Blut bedeckt war.

Die Führer auf beiden Seiten, Odd und Gretter, hielten ihre Pferde bald am Schweif zurück, bald trieben sie dieselben wieder mit spitzen Stangen zum Angriff, auf diese Weise in den Kampf mit eingreifend.

Nach dem Pferde des Gegners indessen zu schlagen, oder zu stechen und so dem eigenen Tiere zu helfen, das war durch die Kampfesregeln streng untersagt.

Dennoch that das Odd und stach nach Gretters Hengst, wenn dieser gut angepackt hatte.

Gretter gab sich den Schein, als ob er das nicht merkte.

Die Pferde waren unterdessen[1] kämpfend bis an den Rand des Flusses gekommen, der mit starkem Gefälle, breit und tief, die Ebene durchströmt.

Da stach Odd wieder mit seiner Stange nach Gretters Hengst, fehlte aber das Ziel und traf dafür Gretters Schulter. Sie wurde, wenn auch nur leicht, verwundet.

In dem Augenblicke bäumten sich beide Pferde gegen einander kämpfend auf.

Gretter lief unter ihnen hindurch auf die andere Seite, auf welcher Odd stand, gab diesem den empfangenen Stoß aber mit dem stumpfen Ende seiner Stange zurück und zerbrach ihm dabei drei Rippen. Der Stoß war so gewaltig, daß außerdem Odd über den Flußrand hin in den Strom stürzte und mit ihm zugleich sein Hengst, den Odd am Zügel hielt.

Einige sprangen in den Fluß nach, um Mann und Pferd zu retten.

Jetzt entstand ein allgemeines Rennen und ein Schreien.

Kormak und seine Leute griffen zu den Waffen. Dasselbe thaten die Männer von Bjarg.

Als aber die aus dem Hrutafjord und aus dem Vatnsthale das sahen, traten sie dazwischen, beschwichtigten die Aufgeregten und verhinderten so den Kampf.

Doch die Erbitterung blieb in den Herzen zurück.

Als die beiden Brüder nach Hause ritten, sagte Gretter zu Atle: „Bruder, der heutige Kampf ist nur vertagt. Wir treffen uns wieder, wenn es nach meinem Willen geht.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nnterdessen
Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/85&oldid=- (Version vom 1.8.2018)