Seite:Gretter der Starke.pdf/80

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Laß ihn sofort aufstehen!“ –

Gretter sagte: „Mancher Mann mischt sich ohne Not in die Geschäfte anderer und versäumt dabei die eigenen. Näher läge es dir, scheint mir, die Tötung deines Bruders Hall zu rächen, als dich hier in meine und Oeduns Sachen zu mischen!“ –

„Ob Hall gerächt wird, oder nicht, soll die Zukunft zeigen,“ sagte Barde. „Doch jetzt fordere ich, daß du den Oedun in Frieden läßt, denn er ist ein ehrlicher Mann.“

Gretter ließ nun den Oedun los, aber widerwillig.

„Was war die Ursache eures Zankes?“ fragte Barde.

„Oedun hat mich vor drei Jahren gewürgt, als ich noch ein Knabe war“, sagte Gretter. „Hüte dich, daß er dir zum Lohne für deine Hilfe von heute nicht auch einmal die Kehle zuschnürt!“ –

„Ich wußte nicht, daß du Ursache hattest, dich an Oedun zu rächen,“ sagte Barde. „Aber ich rate euch, vergeßt das Geschehene und macht Frieden!“ –

Das geschah nun auch, zumal Gretter und Oedun Vettern waren. Aber Gretter konnte doch weder dem Barde noch dessen Brüdern diese Einmischung in seine Angelegenheiten je vergeben.

Gretter stieg nun zu Pferde und ritt zusammen mit Barde fort.

Unterwegs sagte er zu seinem Begleiter: „Ich habe gehört, daß du in diesem Sommer einen Kriegszug nach dem Borgarfjord beabsichtigst. Ich biete dir dazu meine Begleitung an, obgleich du diese Hilfe nicht verdient hast!“ –

„Von Herzen gerne nehme ich, Gretter, dein Anerbieten an,“ sagte Barde.

Dann trennten sie sich.

Indessen nach wenigen Schritten machte Barde wiederum kehrt, ritt dem Gretter nach und sagte zu ihm: „Ich muß noch eine Bedingung stellen, nämlich diese, daß mein Pflegevater Thorarin mit deiner Begleitung einverstanden ist. Denn er hat über alles, was diesen Kriegszug betrifft, zu bestimmen.“

Gretter antwortete: „Mir scheint, das ist deine Sache. Ich wenigstens mache meine Unternehmungen niemals von dem Gutdünken anderer abhängig. Und das sage ich dir: Ich werde es dir sehr übel nehmen, wenn du meine Begleitung ausschlägst!“ –

„Ich fühle mich an die Zustimmung meines Pflegevaters gebunden,“

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/80&oldid=- (Version vom 1.8.2018)