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Darüber stolpernd, stürzte Oedun zu Boden, die Skyrbeutel unter sich, welche davon zerplatzten.

„Was ist das für ein Lümmel, der da liegt?“ rief Oedun ärgerlich, indem er aufstand.

„Das ist Gretter, Asmunds Sohn aus Bjarg,“ rief Gretter, den der Sturz des Oedun geweckt hatte.

„Du benimmst dich wie ein Narr hier! Was willst du?“

„Mit dir einen Gang thun!“ –

„So laß mich erst meine Lebensmittel bergen!“ –

„Thu’ das, wenn du niemand anders für dieses Geschäft hast.“

Oedun bückte sich, raffte den aufgeplatzten Skyrsack auf und schleuderte ihn dem Gretter in’s Gesicht.

„Das zum Gruß!“ –

Gretter, festlich gekleidet, wurde durch den weichen Käse von oben bis unten besudelt. Das erschien ihm als ein weit größerer Schimpf, als wenn er von Oedun eine tiefe Wunde bekommen hätte.

Gretter sprang auf und packte den Oedun. Sie rangen mit einander und schonten sich nicht.

Oedun merkte bald, daß Gretter jetzt viel stärker geworden war und mehr Kraft hatte als er.

Während des Ringens rissen sie sich in der Stube hin und her. Tische und Bänke fielen um. Das gab ein großes Getöse. Endlich stürzte Oedun zu Boden. Gretter lag als Sieger auf ihm und umklammerte Oeduns Leib mit eisernen Griffen.

In diesem Augenblicke wurde die Thüre aufgerissen, und in dem Rahmen derselben erschien die hohe Gestalt eines kräftigen Mannes, bekleidet mit einem roten Mantel und einen blitzenden Helm auf dem Haupte.

Mit festem Schritt trat der Fremde auf den Menschenknäul, am Fußboden liegend zu, und fragte: „Wer ist das?“ –

Gretter nannte seinen Namen. „Aber wer bist du, der mich fragt?“ –

„Ich heiße Barde,“ sagte der Eingetretene.

„Bist du Barde, Gudmundsohn aus Asbjoernsnes?“ –

„Getroffen“, sagte Barde, „aber was machst du hier?“ –

„Ich und Oedun spielten zum Zeitvertreib.“

„Das ist doch ein sonderbarer Zeitvertreib“, sagte Barde. „Aber ich weiß, ihr beiden seid einander sehr unähnlich! Du Gretter bist rücksichtslos und voller Übermut, Oedun dagegen ist sanft und verträglich.“ –

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/79&oldid=- (Version vom 1.8.2018)