Seite:Gretter der Starke.pdf/59

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Ich gehe nicht hinab,“ sagte Gretter. „Ich kann hier warten, bis Torfin heraufkommt.“

„Mein Mann wird in größester Sorge sein, wenn er unten am Strande das fremde Schiff im Schuppen und das unsrige draußen findet,“ sprach die Hausfrau.

„Das kann mir gleich sein, ob dein Mann sich unten beunruhigt oder nicht. Wir haben hier oben auch Unruhe genug gehabt, während er sein Weihnachtsfest feierte,“ sprach Gretter.

„So erlaube, daß ich allein an den Strand gehe.“

„Es steht dir frei, zu gehen wohin du willst!“

Die Hausfrau eilt schnell dem Torfin entgegen und umfing ihn auf das Herzlichste.

„Gott sei gelobt, daß ich dich unverletzt in meinen Armen halte,“ sagte Torfin. „Und wie geht es dem Kinde?“

„Alles gut!“

„Ihr seid in Noth gewesen?“

„In großer Noth! Beinahe wäre uns ein solcher Schimpf zugefügt, daß ich ihn nimmer hätte verschmerzen können!“ –

„Und woher kam die Hilfe?“

„Dein Wintergast schützte uns! Das, sage ich dir, das ist ein Held!“ –

„Erzähle,“ bat Torfin dringend. „Hier ist ein Stein. Laß uns niedersitzen!“

Nun erzählte die Hausfrau umständlich, wie alles zugegangen war, und rühmte Gretters Mut, Klugheit und große Kraft.

Torfin hörte schweigend zu, bis sie geendigt hatte. Dann sagte er nachdenklich:

„Das ist ein wahres Wort: Lange muß man einen Mann prüfen, um ihn zu ergründen! – Wo ist Gretter?“ –

„Im Hause.“

Dann gingen sie gemeinsam zum Hofe hinauf. Torfin trat auf Gretter zu, umarmte ihn herzlich und dankte ihm mit vielen Worten wegen seines braven Verhaltens.

„Das versichere ich dich,“ sagte er, „auf mich kannst du rechnen. Ja, ich wünsche du kämst einmal in Not und brauchtest so recht einen Freund, damit ich dir zeigen könnte, daß ich zu jedem Opfer für dich bereit bin. Es steht dir frei, so lange und so oft bei mir dich aufzuhalten, als

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/59&oldid=- (Version vom 1.8.2018)