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hervorschoß, auch ihm in die Brust ging. Beide Brüder sanken also auf diesen einen Wurf des Gretter tot zu Boden. Jetzt sprang ein jeder der Uebrigen über das Geländer, wo er gerade stand. Gretter griff einen nach dem andern an. Entweder hieb er nach ihnen mit dem Schwerte, oder er stach nach ihnen mit dem Spieß. Sie verteidigten sich, da sie waffenlos waren, mit Knütteln, welche auf dem Hofe lagen, oder, was sie sonst erraffen konnten. Und es war ihrer großen Kräfte wegen lebensgefährlich in ihre Nähe zu kommen. Da tötete Gretter ihrer zwei. Die vier bewaffneten Hausknechte kamen jetzt erst näher. Sie hatten nämlich nicht darüber einig werden können, welche Waffen ein jeder von ihnen anlegen sollte. Sie gingen nun vor, wenn die Berserker, von Gretter bedrängt, zurückwichen, ergriffen aber die Flucht, wenn jene wieder Front machten. Da waren im Ganzen nun sechs von diesen Räubern gefallen und Gretter war ihr Bezwinger gewesen. Die sechs Uebrigen flohen nach der Schiffsscheuer hin und bewaffneten sich dort mit ihren Ruderstangen. Gretter verfolgte sie dorthin. Hier in der Schiffsscheuer entbrannte noch einmal ein heißer Kampf und Gretter bekam so starke Schläge von ihnen mit den Ruderstangen, daß er nahe daran war verstümmelt zu werden.

Unterdessen standen die Hausknechte auf dem Hofe und prahlten mit ihren Heldenthaten. Die Hausfrau befahl ihnen zu gehen und nach Gretter zu sehen. Dazu waren sie aber nicht zu bewegen.

In der Schiffsscheuer tötete nun Gretter noch zwei Berserker. Die letzten Vier räumten dann auch diesen Platz und flohen nach verschiedenen Richtungen aus einander, je zwei und zwei.

Die Zwei, denen Gretter auf den Fersen folgte, flüchteten über Feld bis auf den Hof des Oedun und verschanzten sich dort in einer Scheune. Hier entbrannte nun ein letzter, heißer Kampf; aber auch hier blieb Gretter Sieger und tötete Beide.

Er war nun völlig erschöpft und ganz steif in seinen Gliedern von der großen Anstrengung.

Die Nacht war schon stark vorgerückt. Dichte Schneeflocken fielen und es war schneidend kalt. Deshalb vermochte Gretter nicht mehr nach den zwei übrigen Berserkern zu suchen. Er ging darum nach dem Hofe Torfins zurück. Die Hausfrau hatte in den Fenstern des oberen Stockwerks Licht angezündet, damit der Heimkehrende die Richtung nicht verfehle. Dank dieser Aufmerksamkeit fand Gretter mitten in diesem Unwetter sich nach Hause.

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Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)