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„Das war männlich gesprochen,“ sagte Gretter. „So hat denn hier niemand ein Recht, sich über sein Schicksal zu beklagen!“

Alle Weiber rannten nun aus der Halle, überwältigt von Zorn und Scham.

Gretter aber wandte sich zu den Berserkern und sprach: „Macht es euch bequem. Gebt her, dessen ihr euch entledigen wollt, eure nassen Kleider und eure Waffen. Waffen erregen immer die Furcht der Weiber. Und so lange die Weiber Furcht haben, werden sie euch nicht gefällig sein!“

„Ich scher’ mich dem Teufel um das Murren der Weiber“, sagte Thorer. „Aber du bist ein ganz anderer Kerl, als all die anderen Leute hier auf dem Hofe. Laß uns Kameradschaft machen!“

„Das steht bei euch“! Sagte Gretter. „O, ich verstehe mich darauf, zwischen Leuten und Leuten einen Unterschied zu machen.“

Darauf legten die Berserker auch die Waffen ab.

„Nun zu Tisch!“ rief Gretter. „Und vor allem einen guten Trunk, denn ihr seid ohne Zweifel vom Rudern durstig!“ –

„Hol’s der Teufel, das sind wir!“ riefen alle Berserker durch einander, „und keiner soll sich dabei lumpen lassen!“

„Aber wo ist der Keller?“

„Den zeig ich euch,“ sagte Gretter. „Oder, noch besser, ihr macht mich zu eurem Mundschenk. Ich weiß im Keller Bescheid und hol euch vom Besten herauf.“

„Einverstanden!“ riefen alle.

Gretter stieg nun in den Keller hinab und holte Bier herauf und zwar von dem stärksten, welches da war.

Er schenkte davon voll ein und sparte nicht. Sie aber spülten es nur so in großen Zügen herunter.

So saßen sie lange Zeit bei einander und Gretter erzählte, während sie zechten, ihnen seine lustigsten Geschichten, so daß die Stimmung immer lauter und wilder wurde.

Von den Leuten des Hofes aber zeigte sich niemand. Es fühlte keiner Lust unter diese Gesellschaft sich zu mischen.

Da sagte Thorer: „Ich habe noch keinen Fremden angetroffen, den ich so schnell lieb gewonnen habe, als wie dich, Gretter. Sage mir, womit können ich und meine Kameraden deine Dienste hier lohnen?“

Gretter erwiderte: „Zur Zeit kann ich den Lohn noch nicht abmessen. Aber, falls wir, wenn ihr hier abzieht, noch so gute Kameraden

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Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)