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Toemb[1] und Oegmund[2], der Böse. Sie stammten aus Halogaland[3] und waren größer und stärker, als alle anderen Männer. Wo sie hinkamen, da brach der Schrecken aus, da raubten und plünderten sie. Sie entführten verheiratete Frauen, behielten sie bei sich einige Wochen und brachten sie dann ihren Männern wieder zurück.

Es geschah besonders auf Torfins Antrag, daß Thorer Toemb und sein Bruder Oegmund, der Böse, sofort des Landes verwiesen und für vogelfrei erklärt wurden. Den so Verurteilten blieb das nicht verborgen, wem sie in Sonderheit diese Verbannung zu danken hatten.

Die gesetzgebende Versammlung war zu Ende. Jarl Eirik ging, wie beschlossen, nach England, Svein ergriff die Zügel der Regierung und Torfin kehrte auf seinen Edelhof nach der Haramsinsel zurück. Er rüstete sich nun zur Weihnachtsfahrt.

Torfins Frau wollte diesmal nicht mitreisen. Ihre Tochter, schon völlig erwachsen, war krank. Zu ihrer Pflege blieb die Mutter zurück.

Das Schiff auf dessen Bordseiten je 16 Mann sitzen und rudern konnten, wurde flott gemacht, und mit 30 Freigeborenen schiffte sich Torfin ein. Die Fahrt ging nach dem Slysfjord[4], wo sein Edelhof lag. Hier erwartete er viele Gäste.

Gretter blieb zum Schutz der Frauen zurück und zwar nur mit acht Hausknechten. Das konnte man wagen, denn diese 13 Tage des Weihnachtsfestes waren eine allgemein anerkannte, durch Gesetz und Brauch geheiligte Friedenszeit.

Es war der Tag vor dem Feste. Draußen war klares Wetter und Windstille. Die Tochter des Hauses war schon so weit genesen, daß sie, begleitet von ihrer Mutter, im Freien auf und ab gehen konnte.

Auch Gretter stand am Ufer und folgte mit seinen Augen den Schiffen, welche längs der Küste nordwärts und südwärts fuhren, alle gefüllt mit geputzten, jubelnden Menschen, welche der Stätte ihrer Einladung, dem Weihnachtsschmause, zueilten. Schon neigte sich die Sonne zum Untergang. Da sah Gretter ein Schiff auf die Haramsinsel zusteuern. Es war nicht groß, aber von Steven zu Steven sah er Schilde längs Bord gestellt, sodaß der Rand des einen Schildes stets den des andern deckte. Dazu war das Schiff über Wasser bunt bemalt. Die Insassen ruderten sehr stark und steuerten geradesweges auf Torfins Hof zu.

Am Strande stand die Schiffsscheuer, ein geräumiger Schoppen,
Anmerkungen (Wikisource)

  1. isl. Þórir þömb
  2. isl. Ögmundur illi
  3. altnord. Hålogaland (vgl. Hålogaland, Helgeland)
  4. isl. Slysfjörður; Ort nicht bekannt.


Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)