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Einige von den Matrosen, welche in diesen Gewässern bekannt waren, sagten: „Wir sind in Sudmoer[1] in Norwegen“. Und als die Sonne aufging, sah man auch deutlich das Festland und zwischen ihrem jetzigen Bergungsorte und dem Festlande eine größere Insel, auf welcher die Dächer mehrerer Bauernhöfe und ein Edelsitz deutlich zu unterscheiden waren. Die Ortskundigen sagten: „Das ist ist die Haramsinsel[2]!“ Sie hatten recht. Und der stattliche Edelsitz gehörte einem mächtigen Häuptlinge, namens Torfin[3], dem Sohne des Kaar[4].

Auch von hier aus hatte man die Schiffbrüchigen bemerkt. Torfin befahl sofort das große Schiff in Bereitschaft zu setzen. Sechszehn Mann konnten auf ihm an jedem Bord niedersitzen und rudern. Dreißig Leute stiegen ein und ruderten durch die Brandung zu der Unglücksstelle hin. Fast alle Kaufmannsgüter wurden geborgen. Dann sank das Schiff. Torfin holte nun alle gestrandeten Leute auf seinen Hof und bot ihnen mit echt nordischer Gastlichkeit Wohnung und Speise an: Haflide, den Schiffseigner, Baard, den Steuermann und sein junges Weib, den Gretter und sämtliche Schiffsknechte. Dort blieben sie eine volle Woche, erholten sich und trockneten ihre Waren. Dann reiste die Schiffsgesellschaft ab nach Süden und wird in dieser Saga nicht mehr genannt.

Nur einer blieb als Gast auf dem Hofe Torfins zurück. Es war der Flüchtling, der Verbannte! Es war Gretter! –


Kapitel 7.

Das Hünengrab.

Torfin war einer der reichsten und vornehmsten Häuptlinge in ganz Norwegen. Ihm gehörte nicht allein die ganze Haramsinsel, sondern er hatte auch noch ausgedehnten Besitz auf dem Festlande. Den beiden Jarlen Eirik Hakonson[5] und Svein[6] war er nahe befreundet. Im großen Rat des Landes, der Gesetz und Recht für
Anmerkungen (Wikisource)

  1. norw. Sunnmøre
  2. norw. Haramsøya
  3. isl. Þorfinnur Kársson
  4. isl. Kár
  5. altnord. Eiríkr Hákonarson
  6. altnord. Sveinn Tjúguskegg


Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)