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„In der That, das ist merkwürdig genug, und des Erzählens wert!“ –

„Es war in Island, meinem Vaterlande, dort kämpfte ich mit einem Recken, den nannten sie Gretter den Starken. Er hatte seines Gleichen nicht an Mut und Tapferkeit. Auch war er viel stärker, als ich. Doch das Glück war mir günstig. Ich überwältigte, und tötete ihn. In diesem Kampfe entwand ich ihm dies Schwert, und schlug damit nach seinem Kopfe. Doch der Schädel war härter als der Stahl. Davon sprang das Stück hier aus der Schneide!“ –

„In Wahrheit,“ rief der Hauptmann, „hart muß dieses Mannes Kopf gewesen sein!“ –

Dann reichte er das Schwert dem Thorbjoern zurück.

In der Gruppe von Neugierigen, welche diesem Gespräch zuhörten, hatte auch Thorstein Drommund gestanden.

Er sah nun zum ersten Male den Thorbjoern, den Mörder seiner beiden Brüder, den Langgesuchten, Auge in Auge. Nun hatte er Gewißheit! –

Als die Offiziere weiter geschritten waren, die Waffenmusterung zu beendigen, trat Thorstein Drommund auf Thorbjoern zu, und bat, das berühmte Schwert Grettersnaut auch sehen zu dürfen.

Thorbjoern hatte keine Ahnung davon, wer der Bittsteller sei, der vor ihm stand, und reichte stolz die Waffe hin.

Drommund wog das Schwert seines Bruders Gretter in seinen Händen, und tausend Gedanken durchkreuzten dabei seine Brust.

Dann holte er unerwartet aus, und schlug mit diesem Grettersnaut nach Thorbjoerns Kopf. Der war nicht härter als der Stahl, sondern der Hieb spaltete den Schädel des Mörders bis auf die Kinnladen.

Lautlos brach Thorbjoern zusammen. Er hatte mit seinem Tode das Verbrechen, an Gretter und Illuge begangen, gesühnt.

Alles stürzte jetzt herbei, und ein großer Tumult entstand.

Viele Hände streckten sich aus nach Thorstein Drommund, und packten ihn bei den Schultern.

Auf Befehl des Hauptmanns wurde er verhaftet.

Bei dem Verhör sagte Thorstein: „Ich bin der Bruder des Gretter, den jener Thorbjoern einst, nicht im ehrlichen Kampfe, sondern meuchlings erschlug. Dafür aus Island verbannt, flüchtete er nach Norwegen, von dort hierher. Ich bin von Norwegen aus ihm Schritt

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Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/282&oldid=- (Version vom 1.8.2018)