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er sagte zu seinem Bruder: „Gretter, du bist nun schon 14 Jahre alt und darfst auch mitspielen!“

Gretter ließ sich das nicht zweimal sagen.

Die Spielenden schieden sich in zwei Teile, in denen Mann gegen Mann je nach dem Alter und der entwickelten Kraft gepaart waren. Gretter bekam zu seinem Partner seinen Vetter Oedun, der zwar um einige Jahre älter war, aber mit dem der 14jährige Gretter behauptete, es aufnehmen zu können.

Beide schlugen einander den Ball zu. Oedun hatte den ersten Wurf und er trieb den Ball so kräftig über den Kopf des Gretter hin, daß dieser ihn nicht mit den Händen greifen konnte, und der Ball, weit hinfliegend, über das junge Eis rollte.

Gretter war darüber erbittert. Er glaubte, absichtlich habe Oedun seine überlegene Stärke ihm zeigen wollen. Doch bezwang er sich, lief und holte den Ball.

Nun war der Wurf an ihm, und er hieb den Ball dem Oedun gerade vor die Stirne, sodaß Oedun, zurücktaumelnd, sich nach der Stirne griff, die eine schmerzhafte Quetschung zeigte.

Oedun raffte sich auf, faßte sein Schlagholz, holte aus und schlug nach Gretter; ein wuchtiger Hieb, dem dieser, gewandt zur Seite springend, auswich.

Nun entsteht ein Ringkampf zwischen beiden. Die übrigen Jünglinge schließen einen Kreis um sie. Alle sind erstaunt, wie Gretter, der vierzehnjährige, zupackt, wie er sich stemmt, wie er dem starken, um viele Jahre älteren Oedun sich gewachsen zeigt.

Lange bleibt der Kampf unentschieden, doch endlich fällt Gretter und Oedun setzt ihm das Knie auf die Brust. Erbittert will er ihn würgen. Da springen die anderen zu und trennen die Streitenden. Atle und Besse greifen dem Gretter an die Schulter und suchen den Ergrimmten zu beschwichtigen.

„Ihr braucht mich nicht festzuhalten wie einen tollen Hund,“ spricht er. „Ein Knecht beherrscht sich nicht und packt zu; aber ein Edeling bezähmt seinen Zorn und sucht in Zukunft sich die Gelegenheit. Ich werde sie schon finden.“

Der Streit wurde für diesmal beigelegt. Nach diesem Zwischenfall ging das Ballspiel friedlich fort. Ohnehin waren Oedun und Gretter ja Vettern.

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)