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Da schrie Thorbjoern: „Was wollen wir den Waldgangsmann hier schonen? – Einen Klotz her!“ –

Darauf legten sie Gretters Faust samt dem Schwerte auf den herbeigezogenen Klotz. Dann durchhieb Thorbjoern Gretters Handgelenk. Nun erst streckten langsam sich die Finger aus, welche bisher den Knauf umklammert hielten, und das Schwert fiel klirrend zu Boden. Thorbjoern raffte es auf, und hielt es triumphierend in die Höhe. „Mein bist du!“-

Dann schwang er es mit beiden Händen, und schlug nach Gretters Kopf.

Dieser Hieb war wuchtig genug.

Aber Gretters Schädel zeigte sich noch härter als das Schwert. Der Kopf blieb unverletzt, dagegen aus Gretters Schwert brach ein Stück aus.

Oengul legte die Schneide prüfend über seine linke Hand, und betrachtete die ausgebrochene Stelle.

„Warum zerstörst du solch ein Kunstwerk?“ fragten ihn die Leute.

„Kein Schade, das! find’ ich; nur ein Nutzen für mich!“ sagte Thorbjoern. „Denn an dieser Scharte wird man später um so leichter diese merkwürdige Waffe erkennen!“ –

„Der Hieb war wahrlich nicht mehr nötig, seitdem der Mann dort bereits tot war,“ grollten die Leute.

„Nötig war er,“ rief Thorbjoern, „und ich wiederhole ihn!“ –

Dann hieb er zwei und drei Mal nach Gretters Halse, bis sich der mächtige Kopf vom Rumpfe endlich abtrennte.

Gretters Kopf rollte dumpf zu Thorbjoerns Füßen hin.

„Nun weiß ich es erst ganz gewiß, daß dieser Gretter wirklich tot ist,“ sagte Thorbjoern.

Er bückte sich, und hob, in die Haare greifend, den Kopf in die Höhe.

„Sechsundneunzig Lot Silber bist[1] du mir wert! – Ich will den Preis doch holen, den man auf dich gesetzt hat! – Dich nehm ich mit an’s Land! Du sollst mir der Beweis sein, daß ich es war, der diesen gewaltigsten aller Helden auf Island hier erschlagen hat!“ –

Die andern sagten nichts zu diesen Worten des Thorbjoern. Denn weder seine Worte, noch seine Thaten erschienen ihnen rühmlich.

Illuge, von einer Rotte Knechten bewacht und festgehalten, hatte düsteren Angesichts dieses alles mit angesehen und angehört.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bis


Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/268&oldid=- (Version vom 1.8.2018)