Seite:Gretter der Starke.pdf/242

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wieder hinauf, um von oben mit forschenden Blicken dem Schwimmer zu folgen so lange, bis sein Kopf, grau in grau, mit den Wellen sich mischte, und dem Auge entschwand.

Illuge trat beklommenen Herzens in die Hütte zurück, wo Gloem mürrisch in einer Ecke kauerte.

Gretter hatte den Strom mit sich, so schwamm er schnell und leicht, und kam bald nach Sonnenuntergang auf Reykir an.

Der Bauer dort war mit seinen Leuten bereits zu Bette, doch waren die Thüren nach Landessitte über Nacht unverschlossen. So konnte Gretter ungehindert eintreten.

Er ging zuerst in das Badehaus, und nahm ein heißes Dampfbad. Dem erhitzten Ofen konnte nämlich jeder Zeit leicht durch Aufgießen von kaltem Wasser Dampf entlockt werden.

Jetzt trat er in die Wohnstube, welche leer war.

Zwischen den Steinen der Feuerstätte auf dem Erdboden der Stube flackerte noch die Glut, und gab dem Raume eine behagliche Wärme. Gretter streckte sich der Länge nach auf dem Estrich aus, und entschlief.

Am nächsten Morgen traten zuerst zwei Frauen ein, des Bauern Tochter und die Magd. Sie sahen den Mann ausgestreckt am Boden liegen, und erkannten sofort in ihm den Gretter.

Er schlief ganz fest, und hatte dabei sich entblößt.

Die Magd lief neugierig hinzu, und beguckte den schlafenden Mann. „Wahrhaftig, liebe Schwester,“ sagte sie, „hier liegt Gretter, der Starke, Asmund’s Sohn. Er ist mächtig über der Brust und den Hüften, aber, sieh nur da, alles Übrige ist klein! – Merkwürdig!“ –

Die Bauerntochter antwortete: „Warum bist du immer so geschwätzig? Schweig’ doch still!“ –

Die Magd aber lief hin und her, bald zu dem schlafenden Manne, ihn zu begucken, bald wieder zurück zu der Bauerntochter, und hörte nicht auf mit Kichern und mit Lachen.

Gretter erwachte davon, stellte sich aber, als ob er weiter schliefe.

Als ihm die Magd nun wieder ganz nahe gekommen war, griff er sie beim Rock, und hielt sie fest.

Die Bauerntochter lief davon, die Magd aber schrie laut auf; doch trennte sie sich von Gretter ohne alle Feindschaft.

Kurz darauf kleidete sich Gretter an, und suchte den Bauer Thorwald auf. Er erzählte ihm seine Verlegenheit, bat um Feuer und um

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/242&oldid=- (Version vom 1.8.2018)