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Gretter und Illuge standen jetzt am kalten Herde, und ratschlagten, was zu machen sei.

„Das Feuerzeug ist nicht im Stande,“ sagte Gretter, in der Hütte umher suchend, „es fehlt uns der Zunder.“

„Und hätten wir ihn,“ sagte Illuge, „es ging doch nicht mit unserm feuchten, vom Meerwasser durchzogenen Holz, welches die Sonne nicht trocknen will!“ –

„So haben wir kein warmes Essen heute, und die Hütte bleibt kalt. Wer weiß, wie lange das hier dauern kann!“ grollte Gretter. „Ich könnte den nachlässigen Schlingel zermalmen!“ –

„Laß uns warten, bis ein Schiff aus Reykir herüberkommt,“ begütigte Illuge.

„Das kann lange genug dauern; das abzuwarten, ist unmöglich,“ sagte Gretter. „Ich habe einen andern Plan. Ich schwimme nach Reykir hinüber, und hole von dort Feuer!“ –

„Welch ein Opfer!“ warf Illuge ein.

„Was ich in Norwegen für fremde Leute that, die mir schlecht genug dafür dankten, das kann ich auch für uns selbst thun,“ versicherte Gretter.

„Die Strecke nach dem Festlande hin ist zu weit, du könntest verunglücken,“ warnte Illuge.

„Der Sund dort in Norwegen war breiter. Und durch Ertrinken sterbe ich nicht. Das wird nicht mein Los sein!“ –

„In deiner Abwesenheit kann uns hier Gefahr drohen!“ –

„Ich bin morgen schon wieder zurück. Aber dem Gloem will ich in Zukunft doch nicht mehr trauen. Dies war ein böser und, wie ich fürchte, absichtlicher Streich von ihm!“ –

Gretter machte sich nun fertig ans Land zu schwimmen. Er trug einen groben Mantel, den er fest um die Lenden gürtete, darunter ein enges Beinkleid. Die Finger mußte ihm Illuge mit Bast durchflechten. Auf diese Weise schuf er sich ein Paar künstlicher Schwimmhäute. So ausgerüstet stieg er die Leitern hinab, und tauchte ins Meer, mit kräftigem Arm das Wasser durchschneidend.

Es war klares Wetter, und das Meer lag still. Das erleichterte die Fahrt. Aber die Entfernung nach Reykir war doch eine volle Seemeile.

Illuge war dem Bruder die Leitern hinabgefolgt. Nun stieg er

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Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/241&oldid=- (Version vom 1.8.2018)